Benefizkonzert Musik & Love

Wir hatten einen wunderbaren Abend mit dem Essemble rund um Stefan Sauer. Das Paket aus richtig guter Musik, stimmungsvollen Texten und viel Humor und guter Laune sorgte für ein sehr unterhaltsames Programm, das allen Beteiligten und unseren Besuchern große Freude machte. Wir bedanken uns ganz herzlich für die Bereitschaft der Band, diesen Abend zugunsten des Vereins “Hilfe für bedürftige Kinder in Alzenau” e.V. unentgeltlich zu gestalten und ein ganz großes Dankeschön an alle, die eine Spende an den Verein getätigt haben. Insgesamt wurden 870 € gespendet. Den Betrag werden wir auf 1.200 € aufstocken, bevor wir ihn überreichen. Einen Bericht vom Main-Echo (Doris Huhn) hierzu findet ihr unter dem folgenden Link:

Komödiantische Sternstunde im Alzenauer Burghof – MainEcho vom 27.05.2022

Die alt­ehr­wür­di­gen Mau­ern der Burg Al­zenau er­zit­ter­ten am spä­ten Abend von Chris­ti Him­mel­fahrt ein bis­schen – we­gen des fre­ne­ti­schen Ap­plau­ses der 120 Pre­mie­ren-Be­su­cher für den aus­ver­kauf­ten Schwank »Pen­si­on Sc­höl­ler«, den der Thea­ter­ve­r­ein Kult­burg als Open-Air-Stück im obe­ren Burg­hof end­lich prä­sen­tie­ren konn­te.

»Sie sind etwas Besonderes! Unser erstes Publikum seit zweieinhalb Jahren!«, begrüßte deshalb Vorsitzende Heike Bösebeck die Gäste sehr erfreut. Und dann legten die zehn Akteure gut zweieinhalb Stunden lang inklusive Pause sensationell los. Das vor 130 Jahren in Berlin uraufgeführte und in zahlreichen Verfilmungen geadelte Stück schien auf einmal ganz jung. Denn »Wer ist denn eigentlich verrückt?«, fragte Regisseurin Anni Christ-Dahm zu Beginn und nach der Corona-Pause mit kurzfristiger Pandemie-Schließung der Pension und folgenden Umbesetzungen wegen Abitur-Prüfungen der Mitwirkenden zu Recht. Ihre Darsteller brillierten am Donnerstagabend in starken darstellerischen Leistungen, die von unbändiger Spielfreude zeugten. Die Situationskomik und die komödiantische Schlagkraft ließen das Publikum vor allem im dritten Akt nach der Pause Tränen lachen. Unser Bild zeigt die Schlussszene mit fast allen Akteuren. Restkarten für die komödiantische Sternstunde am heutigen Samstag, 28. Mai, sowie für die drei weiteren Aufführungen vom 3. bis 5. Juni, jeweils 20 Uhr gibt es im Rathaus Alzenau.

Autorin: Doris Huhn

Endlich einchecken in der Pension Schöller – MainEcho vom 03.05.2022

Kultburg-Freilufttheater: Im dritten Anlauf feiert die Komödie am 26. Mai Premiere auf der Alzenauer Burg

Bildquelle: MainEcho vom 03.05.2022, Link zum Artikel: Originalartikel MainEcho

Die klas­si­sche Ver­wechs­lungs­ko­mö­d­ie »Pen­si­on Sc­höl­ler«, die der Al­ze­nau­er Thea­ter­ve­r­ein Kult­burg im drit­ten An­lauf nach 2020 ab Christ Him­mel­fahrt auf die Büh­ne des obe­ren Burg­hofs brin­gen möch­te, hat am ver­gan­ge­nen Sams­tag – zur ers­ten wich­ti­gen Open-Air-Pro­be – un­ter ei­nem ganz an­de­ren Ti­tel ge­stan­den. »Vier Hoch­zei­ten und (fast) ein Herz­in­farkt« hät­te die Über­schrift lau­ten kön­nen: Denn als Re­gis­seu­rin An­ni Christ-Dahm mit ih­ren zehn Dar­s­tel­lern und wei­te­ren Kult­BurG­lern mit­tags im Burg­hof er­schi­en, muss­te sie fest­s­tel­len, dass an die­sem Nach­mit­tag vier Hoch­zei­ten in der Burg ge­bucht wa­ren – auf­grund man­geln­der Kom­mu­ni­ka­ti­on mit der Stadt.

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kultBurG Open “Schlammschlacht” – Presseerklärung Alzenau, 21.05.2017

Schlamm am Boden und in den Köpfen.
Theater: Kultburg muss die Premiere der Alzenauer Freilicht-Aufführungen wegen des Regens in die Burg verlegen.

»Kultburg Open« heißt die Reihe, mit der die Aktiven des Alzenauer Theatervereins Kultburg den Reigen der Freilicht-Aufführungen in der Burg eröffnen. Petrus war schuld, dass ausgerechnet bei der Premiere am Freitagabend das »Open« gestrichen werden musste. Nach heftigem Dauerregen blieb dem Ensemble und den knapp 100 Besuchern nur der Weg in den warmen und trockenen Rittersaal.

Hier war Improvisieren angesagt, denn natürlich stimmten die Größenverhältnisse der Bühne nicht, Sitz-Szenen mit Schunkeln wurden spontan in Steh-Szenen ohne Schunkeln, dafür mit Polonaise umgewandelt, und hierfür musste schnell die passende Musik gefunden werden.

Eigene Mundartversion

Doch Regisseur Josef Pömmerl, sein elfköpfiges Team auf der Bühne und die vielen Helfer hatten alles im Griff, das Publikum erlebte unterhaltsame drei Stunden mit der Polit-Komödie »Schlammschlacht« von Fitzgerald Kusz. Bereits drei Mal fiel die Wahl der Kultburg-Regisseure auf den 1944 in Nürnberg geborenen Autoren. Das Besondere an dem neuesten Stück ist, dass er es 2006 als Auftragsarbeit für das Hamburger Ohnsorg-Theater geschrieben hat und der Text in verschiedenen Dialekten existiert. Als weitere Besonderheit erhielt der Alzenauer Theaterverein vom Verlag die Erlaubnis, eine eigene Mundartversion zu erstellen, die am Freitag immer wieder zum Schmunzeln brachte (»der Landrat kömmt!«). Lokale Anspielungen auf heimische Weine, das Aschaffenburger Klinikum oder ansässige Firmen fehlten natürlich auch nicht.
»Das geht einfach nicht!«, hören die Besucher Bürgermeister Karl Weißkopf (Roland Kilchenstein) bereits auf der Treppe zum Rittersaal poltern. Die Stimmung im Bauausschuss ist bereits vor der Ortsbegehung am Boden. Es geht mal wieder um die neue Kläranlage der Gemeinde Rüsseldorf, doch eigentlich mag keiner mehr etwas davon hören. »Oh Jesses, ich glaub‘, es regnet bald«, seufzt der Bürgermeister, und das Publikum kichert, als die ohnehin in Gummistiefeln und Regenjacke erschienenen Ratsmitglieder ihre Schirme im Rittersaal aufspannen, als es im Stück losregnet.

Pulverfass Rüsseldorf

Lange bevor zu Beginn des zweiten Teils klar wird, dass die Kläranlage explodiert ist und sich die ganze Sch… durch Rüsseldorf ihren Weg gebahnt hat, ist klar, dass auch in den Köpfen der Rüsseldorfer viel Schlamm ist. Da lässt sich der Bürgermeister munter bestechen, merkt aber nicht, dass ihn seine Frau Rosy (Stefanie Stenger) mit seinem ärgstem Widersacher Michel (Andreas Urbaniak) betrügt. Dass die Putenfarm der Bürgermeister-Schwiegertochter Helma (Laura Iaquinta) der wahre Grund ist, weshalb die Kläranlage her muss, versucht der Grüne Joachim Opitz (Christoph Thesing) vergeblich vorzubringen. Zum Glück erhört Parteikollegin Ulli (Carmen Reichenbach) wenigstens seine privaten Bemühungen. Und da sind noch die ewig über ihre Wiese grantelnde Frau Lottes (Maria Schiller) und die Sonnenstudio-Betreiberin Conny Kowatsch (Moniera Romann), die ebenfalls dazu beitragen, dass Rüsseldorf nicht nur brodelt, sondern spätestens nach dem Oktoberfest ein Pulverfass ist.
Schuld daran ist allerdings nicht der Alleinunterhalter Freddy (Jochen Schubert), der frauenfeindliche Witze erzählt, sondern der Schlamm in den Köpfen, der Bürgermeister Weißkopf zu unflätigen Äußerungen gegen Widersacher Michel wie »Am liebsten würde ich dir die Fresse polieren!«, hinreißen lässt. Als letztes Schmankerl darf das Alzenauer Publikum über einen exklusiven Schluss des Volkstheaters im besten Sinne lachen, den Josef Pömmerl geschrieben hat.

Termine: Die Vorstellungen

»Schlammschlacht« täglich von Donnerstag, 25., bis Sonntag, 28. Mai. Beginn: 19.30 Uhr, Sonntag 18 Uhr. Karten für 15 Euro (ermäßigt: 13 Euro) am Bürgerservice-Schalter im Alzenauer Rathaus oder per Mail: vorverkauf@kultburg.de. Rabatt für Gruppen ab acht Personen.

(Doris Huhn)

Lesung in der Stadtbibliothek Alzenau am 9.11.2016 mit Mo Asumang – Presseerklärung Alzenau, 10.11.16

Theaterverein kultBurG und Deutsch-Ausländische Gesellschaft Alzenau
Dem Rassismus etwas entgegensetzen

Rund 110 Zuhörerinnen und Zuhörer waren am Abend des 9. November auf Einladung der beiden Alzenauer Vereine kultBurG und Deutsch-Ausländische Gesellschaft Alzenau in die Stadtbibliothek zur Lesung von Mo Asumang gekommen. Die auch als Moderatorin und Dokumentarfilmerin  bekannte Autorin stellte ihr Buch „Mo und die Arier“ vor, in dem sie ihren persönlichen Kampf gegen den Rassismus beschreibt.

Nach der Begrüßung durch die Leiterin der Stadtbibliothek Christl Huber erinnerte der Vorsitzende der Deutsch-Ausländischen Gesellschaft Christian Schauer daran, dass kultBurG und DAGA schon 2004 am Gedenktag der Reichspogromnacht eine gemeinsame kulturelle Veranstaltung angeboten hatten. Zwei Schüler des Spessart-Gymnasiums stellten  sich als Teilnehmer ihres Ethikkurses vor und beschrieben, wie sich aus dem Unterricht heraus die Idee entwickelt hatte, Frau Asumang als Expertin in Sachen Rassismus nach Alzenau einzuladen. Mit Unterstützung ihrer Kursleiterin Frau Mavroidi hatten sie den Besuch von Frau Asumang  vorbereitet und  freuten sich nun sichtlich darüber, „ihre“ Autorin in der Stadtbibliothek begrüßen zu können. Sie betonten, dass für sie die Erinnerung an die Opfer der Nacht vom 9.11.1938 und die Auseinandersetzung mit dem Rassismus der Gegenwart zusammengehören.

Frau Asumang eröffnete ihre Lesung mit der Frage „Wie geht es Ihnen heute?“ und den Zuhörern war schnell klar, dass sie damit anspielte auf die Wahl von Donald Trump, dessen fremdenfeindliche Äußerungen im Wahlkampf auch in Deutschland auf scharfe Kritik gestoßen waren. Sie erzählte zwar von ihrem Entsetzen über die Nachricht vom Wahlsieg Trumps,  aber gleichzeitig wurde die Grundeinstellung deutlich, die ihre Arbeit prägt: Sie lässt sich nicht vereinnahmen von Ratlosigkeit und Angst, sondern will dem, was sie bedroht, „etwas entgegensetzen“. So deutete sie auch ihre Lesung am Tag des Wahlsiegs von Trump als Zeichen dafür, dass mit ihr zusammen viele Menschen gegen Fremdenfeindlichkeit und Hass anzukämpfen bereit sind. Dass Angst einen Menschen kleinmacht und ihm jeden Handlungsspielraum nimmt, zeigte Frau Asumang sehr anschaulich anhand eines Auszugs aus dem ersten Kapitel ihres Buches. Hier beschreibt sie den Moment, als sie zum ersten Mal die Liedzeile einer Neonaziband mit einer an sie persönlich gerichteten Morddrohung hört. Der erfahrenen Synchronsprecherin gelang es durch ihren fesselnden Vortrag dem Publikum die zerstörerische Wirkung dieser Hassbotschaft eindrucksvoll zu vermitteln. Erst als sie beschließt, den Verursachern dieser sie lähmenden Angst, den rassistischen Hasspredigern und Neonazis, persönlich gegenüberzutreten, ihnen auf Augenhöhe zu begegnen und das Gespräch mit ihnen zu suchen, findet sie wieder zu sich selbst. Wenn Frau Asumang liest, wie sie sich einem wegen rassistischer Gewalttaten inhaftierten Neonazi nähert und der ihr aus Scham nicht in die Augen sehen kann, wenn sie erzählt, wie Neonazis ihr nicht erklären können, warum sie sie als Afrodeutsche eigentlich hassen müssen, dann hat das durchaus  seine komische Seiten und wirkt recht harmlos. Gerade diese Begegnungen bezeichnet Mo Asumang aber als ihre „kleinen Missionen“: Wenn sie das Gespräch mit Rassisten sucht, hofft sie darauf, Änderungen in deren Wahrnehmung und Einstellung anzustoßen. Die Beschreibung von gefährlichen Situationen zum Beispiel bei Neonaziaufmärschen oder bei der Begegnung mit dem Ku Klux Klan machen aber auch klar, dass es Grenzen der „Methode Asumang“ gibt. Im Gespräch mit ihren Zuhörern betonte die Autorin, dass der Kampf gegen gewaltbereite Rechtsextreme von der Polizei und der Justiz geführt werden müsse, dass die Stärkung von  demokratischen Strukturen den nachhaltigsten Schutz vor Fremdenhass und Gewalt biete. Gleichzeitig bestand  sie darauf, dass der Einzelne die Verantwortung aber nicht auf die Politik oder die Gesellschaft abwälzen könne, sondern dass sich jeder aus der angstvollen Erstarrung lösen und sich dem alltäglichen Rassismus  entgegenstellen könne, indem er das persönliche Gespräch suche. Das Publikum zeigte sich beeindruckt vom Mut und dem überzeugenden Engagement der Autorin und bedachte ihre Lesung mit herzlichem Applaus.  Zum Abschluss der Veranstaltung dankte  der Vorsitzende des Theatervereins kultBurG Roland Kilchenstein  Frau Asumang für ihr Kommen  und überreichte ein Andenken an ihren Abend in der Stadtbliothek Alzenau.

(Gertrud Englert-Schauer im Auftrag von kultBurG und DAGA)

 

Szenen einer Ehe – MainEcho vom 12.03.2016

Theater: Kultburg-Stück “Alte Liebe” geht auf Tuchfühlung mit einem sich liebenden und nervenden Paar.
Alzenau Samstag, 12.03.2016
Glänzende Premiere konnte am Donnerstagabend im voll besetzten Zimmertheater des Alzenauer Vereins kultBurG die neueste Inszenierung »Alte Liebe« feiern.
Das Zwei-Personen-Stück mit Barbara Vogel-Hohm und Klaus Kolb (Regie: Inge Mayer) basiert auf dem 2009 veröffentlichten Roman von Elke Heidenreich und Bernd Schroeder und wurde in einer Theaterfassung von Markus Steinwender gezeigt.
 

Höhen und Tiefen

Der intime Rahmen des vereinseigenen Theaters ist wie geschaffen für das Stück, das Höhen und Tiefen eines seit 35 Jahren verheirateten Ehepaares zeigt. Fast auf Tuchfühlung mit der ersten Reihe agieren Barbara Vogel-Hohm und Klaus Kolb ganz großartig. Neben der Bewältigung einer Riesenmenge Text schaffen es die beiden, das Publikum ohne Schamgefühl an ihren privatesten Gefühlen teilhaben zu lassen.
Die Bibliotheksangestellte Lore und der seit einem Jahr in Rente befindliche Harry sind so unterschiedlich wie ihre Kleidung. Gartenliebhaber Harry trägt eine lässig-bequeme Hose mit Hosenträgern, Gummischuhe und einen Strohhut. Lore steckt dagegen in einer korrekten Stoffhose in Schwarz mit Bluse und ordentlichen Schnürschuhen.

»Früher war mehr Freude«
Dabei scheint Harry eindeutig der zufriedenere der beiden zu sein, wenn ihn nicht gerade seine Ehefrau mit Provokationen und Zickereien nervt. »Du liest nicht, du interessierst dich nicht, du verblödest!«, wirft sie ihm in einem ihrer Streit-Momente vor, nach denen sich Harry gerne mit einer Bierflasche in seinen geliebten Garten verzieht. Lore geht sich mit ihrem Perfektionismus und ihrem Zwang, Harry zu »erziehen«, oft selbst auf die Nerven.

»Ich möchte ein anderes Leben!«, wünscht sie sich trotzig und fragt sich, ob ihr Gemütszustand »die berühmte blöde Sinnkrise« ist oder einfach das Alter mit all seinen Verlusten von »Haaren, Zähnen, Schönheit, Leidenschaft, Libido und Freunden«. »Früher war einfach mehr Freude!«, ist sich Lore sicher.
Regisseurin Inge Mayer hat ihre Darsteller darauf eingeschworen, das sich liebende und manchmal nervende Paar vollkommen überzeugend darzustellen. Eventuelle – natürlich rein zufällige – Parallelen zu Ehen im Familien- oder im Freundes-Umfeld konnten sicher alle Zuschauer schmunzelnd erkennen.

Über die trocken-humorigen Antworten von Harry konnte zwar nicht Lore, aber zum Glück das Publikum lachen. Die inklusive Pause zweistündige Aufführung punktet durch Authentizität und starke Dialoge und Monologe. Dabei fesselt die Beziehung zweier Menschen, die sich nach 35 Jahren unsagbar vertraut sind, sich dadurch aber auch unsagbar verletzen können, ungemein.

Alle fünf weiteren Vorstellungen sind ausverkauft. Über eine Wiederaufnahme im Spätherbst wird nachgedacht.

Gretchen 89 ff – MainEcho vom 27.10.2015

Zehnmal die Kästchen-Szene – Mit “Gretchen 89 ff.” ist dem Alzenauer Theaterverein Kultburg ein weiterer Coup gelungen

Alzenau  Ja, wie spielt man denn nun ein Stück, wie es wirklich ist? Die Episode, die Sprecherin Barbara Vogel-Hohm (auch Bühnenbild und Kostüme) zu Beginn der neuesten Kultburg-Aufführung »Gretchen 89ff.« erzählt, zeigt einen philosophischen Abgrund hinter dem Satz. Was ist richtig gespielt, was falsch?
Fakt ist: Es gibt selige und unselige Kombinationen von Regisseuren und Schauspielern, weil hier ganz unterschiedliche Charaktere aufeinandertreffen, mal wie ein Windhauch, mal wie ein Tornado…

Das Publikum abholen

Mit Lutz Hübners »Gretchen 89ff« ist dem 2001 gegründeten Alzenauer Theaterverein Kultburg ein weiterer Coup gelungen. Zu den zehn Szenen, die jeweils einen bestimmten Typen von Regisseur und Gretchen beim Proben der Schatzkästchen-Szene aus Goethes “Faust” zeigen, hat Josef Pömmerl eine Anfangs- und eine Schlussszene hinzugefügt, die das Stück runder machen, das Publikum sozusagen abholen und nach Hause bringen sollen.
Der Typ Schmerzensmann (Heiko Bozem) brüllt sein Gretchen (Moniera Romann) in Grund und Boden (»Ich muss den Irrsinn spüren!«), während das Tourneepferd (Andreas Urbaniak) seine Hauptdarstellerin (Anna Jäger) mit Wiener Charme umgarnt und sozusagen auf Händen zum Kaffee trägt. Der alte Haudegen (Christoph Thesing) lebt in vergangenen Zeiten, als er noch auf der Bühne stand und schläft dabei ein, der Freudianer (Heiko Bozem) nervt sein Gretchen (Carmen Reichenbach) mit versauten Interpretationen, die im Kästchen als Phallus-Symbol gipfeln. Anna Jäger treibt als Anfängerin mit ihrer Übermotivation ihren Regisseur in den Wahnsinn, die Dramaturgin (Gabi Wittemann) fordert ihr männliches Gretchen an die Grenzen (»denk mal geschlechtsneutral!«), und Matthias Wissel rationalisiert als Regisseur-Typ »Der Streicher« gleich die ganze Szene weg…

Risiko und Riesenchance

Das Stück kommt bei den 40 Besuchern im Zimmertheater hervorragend an, und jede Szene erhält großen Applaus. Immer wieder ist es bewundernswert, wie sich die Akteure, die auf einen Meter zum Publikum entfernt auf der Bühne stehen, in ihren Rollen austoben. Die Nähe ist auf jeden Fall Risiko und Riesenchance gleichzeitig. Bei »Gretchen 89ff« läuft es aber wie so oft bei der Kultburg wie am Schnürchen…

Doris Huhn

 

 

 

 

 

 

Erschreckend realistisch – MainEcho vom 16.05.2015

Theater: Kultburg mit glänzender Premiere der Tragikomödie »Einer flog über das Kuckucksnest«

Alzenau  Nein, Petrus ist kein Kultburgler, wie es sich Regisseurin Christine Mareck-Brünnler (Assistenz: Marianne Hofmann) vor der Premiere der Tragikomödie »Einer flog über das Kuckucksnest« gewünscht hatte. Denn dem kräftigen Schauer eine halbe Stunde vor Beginn der knapp dreistündigen Inszenierung im oberen Burghof folgten weitere kleine Regengüsse.

Doch die knapp 100 Gäste waren so fasziniert und gebannt von dem Spiel des Alzenauer Theatervereins, dass das Wetter hier quasi zu einer Komponente im spannenden Geschehen wurde. Denn welches Wetter passt besser zu einer geschlossenen Psychiatrie in den 60er Jahren in den USA, in der noch Lobotomie (ein operativ herbeigeführter Hirnschaden) praktiziert wird, als Regen?

Vorstand macht mit

Die Besonderheit bei der neuesten Kultburg-Produktion war, dass fast der gesamte Vorstand mitspielte. Teils erschreckend realistisch, teils umwerfend witzig setzten die Kultburgler das schwierige Thema um. Bereichert durch stimmige Musik und Lichtregie entspann sich das Leben im »Kuckucksnest« (»cuckoo« bedeutet in der amerikanischen Umgangssprache verrückt). Der komplette obere Burghof wurde bespielt, was die Zuschauer noch mehr in das Geschehen einbezog, für die Akteure aber eine zusätzliche Herausforderung bedeutete.

In der Anstalt führt Schwester Ratched (Marianne Hofmann) ein strenges Regiment mit Zuckerbrot und Peitsche. Als der kriminelle Zocker Randle McMurphy (Thomas Amberg) auftaucht, der hier der Strafe des Arbeitslagers entkommen will, beginnt die Tyrannin einen persönlichen Rachefeldzug gegen ihn. Selbst Dr. Spivey (Barbara Vogel-Hohm) kann sie nicht stoppen. Die Mit-Patienten sind von den Ideen McMurphys begeistert. Unter die Haut gehend wird jeder Charakter dargestellt. Roland Kilchenstein brilliert als Häuptling Bromden, der sich taubstumm stellt. Peter Lubetzki, Felix Kuehne, Klaus Kolb, Andreas Urbaniak und Steffan Rupprecht zeigen deutliche psychische Auffälligkeiten. Der eine stottert zum Erbarmen, der andere kratzt sich zwanghaft, der dritte will sich unter allen Umständen in seinen großen Zeh beißen.

Situationskomik

In langer Erinnerung bleiben wird der Running Gag von Ruckly (Alfred Kolb), der sich stets wie ein Gekreuzigter an die Wand hängen lässt. Sein in unterschiedlicher Betonung und wechselndem Tempo hervorgebrachtes »Scheiß auf alle!« bei jedem Abgang ist Situationskomik pur. Das mehr oder weniger »böse« Personal wird von Elyssa Rivera, Egon Pichl, Heike Bösebeck und Stefka Huelsz-Träger in Szene gesetzt. Mit dem Besuch von zwei Prostituierten, gespielt von Moniera Romann und Gabriele Wittemann, erlebt das lustige Leben in der Anstalt einen letzten Höhepunkt.
Am Ende waren die Truppe und die Besucher zwar durchgefroren, aber um ein hochemotionales und stark gespieltes Theatererlebnis bereichert worden.

Doris Huhn

 

 

 

Spontan, spannend und einmalig – MainEcho vom 07.10.2013

Kultburg: Alzenauer Theaterverein präsentiert erstmals Improvisations-Theater im Domidion-Saal der Alten Post

Alzenau  Dieser Theaterabend wird so nie wieder aufgeführt. Nicht in Alzenau und auch an keinem anderen Ort der Welt. Er ist nicht wiederholbar und bleibt einmalig in seiner Art. Nur wer am Freitag im restlos besetzten Domidion-Saal der Alten Post war, hat ihn miterlebt. Erstmals präsentierte die Gruppe Improtant des Alzenauer Theatervereins Kultburg einen Improvisationsabend ohne Skript. Und dabei ging es ganz schön rund auf der Bühne, auf der Heiko Bozem, Jens Nimbler, Gast Anne Dietrich, Regina Kranz, Franziska Markardt, Sandra Majewski und Jonas Milke alles gaben. Eingeschworen von Regisseurin Carolin Gündling, die den Akteuren am Ende ein Riesenlob aussprach, bewältigten die Schauspieler ihre Parts mit Bravour.

Messlatte hoch angesetzt

Spontan, spannend, wortgewandt, witzig und immer einmalig gelangen die einzelnen Szenen, die Moderatorin Yasminé Schmitt aus Aschaffenburg dem Publikum vorstellte.
»Ganz wichtig: Sie müssen heute Abend etwas tun!« So schwor die sympathische Ansagerin die Zuhörer ein und erklärte die Spielregeln. »Sie müssen einzählen: 5, 4, 3, 2, 1 … und los!«, gab sie vor und sofort schallte es probehalber durch den Saal.

Genau rechtzeitig, denn schon rannte das Ensemble auf die Bühne und legte los mit dem Spiel »Impro-Marathon«. Dem Ideenreichtum waren hier keine Grenzen gesetzt und das Publikum lachte sich schlapp darüber, was sich aus einer kurzen Szene entwickeln kann.

In Sekundenschnelle sorgten neue Figuren und neue Situationen dafür, dass die Messlatte für das Spieltempo von Anfang an ganz hoch angesetzt wurde. »Zehn Orte« sollte das Publikum anschließend nennen, an die es die Akteure schickte. Im Fegefeuer, auf dem Kopierer oder im Erotik-Center galt es, schlagfertig zu sein.

Erraten musste anschließend Jens Nimbler, welche »verrückte Erfindung« ihm das Publikum ausgewählt hatte. Nur anhand der Gestik von Heiko Bozem reimte er sich die »Mäuseköpfmaschine« zusammen, nach der ihn Anne Dietrich fragte.
Krass war auch das Blind Date, das Jonas Milke überstehen musste: Sein Date war eine multiple Persönlichkeit, die von drei Frauen dargestellt wurde. So richtig die Sau raus lassen konnte dabei Sandra Majewski als explodierende Cholerikerin.

Auch in der Pause war das Publikum gefordert. Die Texte, die es auf kleine Zettel schrieb, schüttete Moderatorin Jasminé Schmitt im zweiten Teil auf die Bühne. Regina Kranz und Sandra Majewski durften nun, während sie sich in einem Kühlschrank befanden (ja, das Publikum machte es dem Team nicht leicht …), die Steilvorlagen nach Gusto in den improvisierten Text einbauen.

Goldener Wal

Nicht aus dem Lachen heraus kamen die Besucher beim Genrewechsel, den Jonas Milke, Anne Dietrich und Franziska Markardt super meisterten.

Ob Thriller oder Musical – das Team parierte die Vorgaben super und vor allem Franziska Markardt als Katze Molly war einfach grandios. Sie provozierte im letzten Spiel, dem »Gebärden-Dolmetscher«, wahre Begeisterungsstürme, als sie das Gespräch von einem Schornsteinfeger und einem Interviewer (Heiko Bozem und Jens Nimbler) zum Gewinn des goldenen Wals in einer beispielhaften szenischen Leistung »übersetzte«. Allein ihre Darstellung des Wals war meisterhaft.

»Können wir noch mal den Wal sehen?«, fragte nach dem überwältigenden Schlussapplaus eine Stimme aus dem Publikum und Franziska Markardt, die auch den Fisch und die Zecke klasse beherrscht, tat ihr und dem Rest des Publikums gerne den Gefallen. Bitte bald mehr von diesem Theater der ganz anderen Art!

Doris Huhn

 

 

 

 

 

 

Sechs »Morde« in der Alzenauer Burg – MainEcho vom 01. Juni 2013

Theater: Hochspannung bei der Premiere von Umberto Ecos Mittelalter-Krimi »Der Name der Rose«

Alzenau  »Kräftige Glockenschläge schallen durch den oberen Burghof in Alzenau. Die Mönche versammeln sich gemessenen Schrittes. Plötzlich fällt mit dumpfem Schlag eine Leiche vom Wachgang in luftiger Höhe auf die Bühne hinab. Schreiend und voller Panik rennen die Mönche auseinander. Auch das Publikum ist nach diesem Paukenschlag, mit dem die jüngste Premiere des Theatervereins Kultburg begann, hellwach und stark sensibilisiert.

Reihe »Kultburg open«

Unter der Regie von Josef Pömmerl und Miriam Benden (Inszenierung: Josef Pömmerl) ist es gelungen, den Mittelalter-Krimi »Der Name der Rose« von Umberto Eco in der Bühnenfassung von Claus J. Frankl in einer packenden Aufführung in der Reihe »Kultburg open« auf die Bühne zu bekommen. Die Burg Alzenau dient hierbei als ideale Kulisse, die voll bespielt wird. Das heißt, neben der relativ kleinen Bühne, auf der die 24 Amateur-Schauspieler sich in großen Szenen drängen müssen, werden der Wachgang, der Burgturm und der Aufgang zum Burghof und in die Burg genutzt. Das gibt den Zuschauern das mittelbare Gefühl, dabei zu sein und alles hautnah mitzuerleben.

Besonderes Augenmerk lag an diesem Open-Air-Abend natürlich auf dem Wetter. Blieb der erste Teil komplett trocken, so regnete es sich ab der Pause leider richtig ein. Die meisten Besucher saßen unter der riesigen Kastanie trocken. Auf der Bühne wurde es aber mit der Zeit immer rutschiger und am Ende landeten zwei Mitspieler im Eifer des Gefechts sogar unsanft auf dem Boden.

Von der ersten Minute an ist Hochspannung angesagt. In vielen Köpfen präsent war die 1986 erfolgte Verfilmung mit Sean Connery in der Rolle des Franziskanermönchs William von Baskerville. Mit Christian Pohl und Hendrik Blum, der den jungen Benediktiner-Novizen Adson spielte, waren zwei starke Protagonisten gefunden worden. Auch in den Reihen der Mönche präsentierten sich einige herausragende Talente. Ursula Stöckl-Elsesser gebührt für ihre Rolle als Mädchen ein besonderes Lob. Ihr Wimmern nach der grausamen Folter war auch am Tag danach noch im Ohr…

Vor der so einfachen wie genialen Aufklapp-Kulisse nimmt die Handlung rasch Fahrt auf. Ein toter Mönch folgt auf den nächsten. Während William und Adson auf der Suche nach der geheimnisvollen Bibliothek und dem verbotenen Buch sind, spielt sich das Leben der Mönche zwischen absoluter Askese und Sünde ab. In einer faszinierenden Kombination aus packendem Spiel, stimmiger Maske und passenden Kostümen bis hin zu den ledernen Sandalen, sowie Musik und Beleuchtung lässt sich das Publikum auf die Begegnung mit dem mittelalterlichen Stoff gerne ein und vergisst darüber sogar das nicht optimale Wetter.

Gruselige Momente

Immer wieder gibt es besondere Augenblicke. Als William und Adson mit einer Laterne durch das Labyrinth irren, verdeutlicht das die Alzenauer Inszenierung mit vier Paaren, die kreuz und quer auf allen Spielebenen durch die Burg laufen. Viel Personal bringt der Besuch der päpstlichen Inquisition mit sich. Bernardo Gui (schön unsympathisch gespielt: Heiko Bozem) und seine unbarmherzigen Methoden, um Ketzerei und schwarze Magie aufzudecken, sorgen für gruselige Momente im Burghof, die mit dem Scheiterfeuer für die Verurteilten enden.

Am Ende brennt auch die kostbare Bibliothek des Klosters. Höchste Dramatik beendet die authentische Inszenierung, an deren Ende es für jeden Mitspieler eine – na, klar – Rose gibt. Nur langsam findet das Publikum nach diesem packenden Theatererlebnis vom 14. Jahrhundert zurück ins 21. Die zunächst stockdunkle Burgtreppe lässt erahnen, wie düster das Mittelalter auch ohne Morde sein konnte.

Doris Huhn

Weitere Aufführungen am 1. sowie 7. bis 9 Juni. Alle Veranstaltungen sind bereits ausverkauft. Zusatzvorstellungen im Herbst in Planung. Das Familienstück mit den Kultburg-Kids feiert am Sonntag, 9. Juni, um 11 Uhr Premiere im oberen Burghof. »Das Gespenst von Wilmundsheim« ist für Kinder ab sechs Jahre geeignet. Informationen zum Verein unter www.kultburg.de.