Spontan, spannend und einmalig – MainEcho vom 07.10.2013
Kultburg: Alzenauer Theaterverein präsentiert erstmals Improvisations-Theater im Domidion-Saal der Alten Post
Alzenau Dieser Theaterabend wird so nie wieder aufgeführt. Nicht in Alzenau und auch an keinem anderen Ort der Welt. Er ist nicht wiederholbar und bleibt einmalig in seiner Art. Nur wer am Freitag im restlos besetzten Domidion-Saal der Alten Post war, hat ihn miterlebt. Erstmals präsentierte die Gruppe Improtant des Alzenauer Theatervereins Kultburg einen Improvisationsabend ohne Skript. Und dabei ging es ganz schön rund auf der Bühne, auf der Heiko Bozem, Jens Nimbler, Gast Anne Dietrich, Regina Kranz, Franziska Markardt, Sandra Majewski und Jonas Milke alles gaben. Eingeschworen von Regisseurin Carolin Gündling, die den Akteuren am Ende ein Riesenlob aussprach, bewältigten die Schauspieler ihre Parts mit Bravour.
Messlatte hoch angesetzt
Spontan, spannend, wortgewandt, witzig und immer einmalig gelangen die einzelnen Szenen, die Moderatorin Yasminé Schmitt aus Aschaffenburg dem Publikum vorstellte.
»Ganz wichtig: Sie müssen heute Abend etwas tun!« So schwor die sympathische Ansagerin die Zuhörer ein und erklärte die Spielregeln. »Sie müssen einzählen: 5, 4, 3, 2, 1 … und los!«, gab sie vor und sofort schallte es probehalber durch den Saal.
Genau rechtzeitig, denn schon rannte das Ensemble auf die Bühne und legte los mit dem Spiel »Impro-Marathon«. Dem Ideenreichtum waren hier keine Grenzen gesetzt und das Publikum lachte sich schlapp darüber, was sich aus einer kurzen Szene entwickeln kann.
In Sekundenschnelle sorgten neue Figuren und neue Situationen dafür, dass die Messlatte für das Spieltempo von Anfang an ganz hoch angesetzt wurde. »Zehn Orte« sollte das Publikum anschließend nennen, an die es die Akteure schickte. Im Fegefeuer, auf dem Kopierer oder im Erotik-Center galt es, schlagfertig zu sein.
Erraten musste anschließend Jens Nimbler, welche »verrückte Erfindung« ihm das Publikum ausgewählt hatte. Nur anhand der Gestik von Heiko Bozem reimte er sich die »Mäuseköpfmaschine« zusammen, nach der ihn Anne Dietrich fragte.
Krass war auch das Blind Date, das Jonas Milke überstehen musste: Sein Date war eine multiple Persönlichkeit, die von drei Frauen dargestellt wurde. So richtig die Sau raus lassen konnte dabei Sandra Majewski als explodierende Cholerikerin.
Auch in der Pause war das Publikum gefordert. Die Texte, die es auf kleine Zettel schrieb, schüttete Moderatorin Jasminé Schmitt im zweiten Teil auf die Bühne. Regina Kranz und Sandra Majewski durften nun, während sie sich in einem Kühlschrank befanden (ja, das Publikum machte es dem Team nicht leicht …), die Steilvorlagen nach Gusto in den improvisierten Text einbauen.
Goldener Wal
Nicht aus dem Lachen heraus kamen die Besucher beim Genrewechsel, den Jonas Milke, Anne Dietrich und Franziska Markardt super meisterten.
Ob Thriller oder Musical – das Team parierte die Vorgaben super und vor allem Franziska Markardt als Katze Molly war einfach grandios. Sie provozierte im letzten Spiel, dem »Gebärden-Dolmetscher«, wahre Begeisterungsstürme, als sie das Gespräch von einem Schornsteinfeger und einem Interviewer (Heiko Bozem und Jens Nimbler) zum Gewinn des goldenen Wals in einer beispielhaften szenischen Leistung »übersetzte«. Allein ihre Darstellung des Wals war meisterhaft.
»Können wir noch mal den Wal sehen?«, fragte nach dem überwältigenden Schlussapplaus eine Stimme aus dem Publikum und Franziska Markardt, die auch den Fisch und die Zecke klasse beherrscht, tat ihr und dem Rest des Publikums gerne den Gefallen. Bitte bald mehr von diesem Theater der ganz anderen Art!
Doris Huhn