Endlich einchecken in der Pension Schöller – MainEcho vom 03.05.2022

Kultburg-Freilufttheater: Im dritten Anlauf feiert die Komödie am 26. Mai Premiere auf der Alzenauer Burg

Bildquelle: MainEcho vom 03.05.2022, Link zum Artikel: Originalartikel MainEcho

Die klas­si­sche Ver­wechs­lungs­ko­mö­d­ie »Pen­si­on Sc­höl­ler«, die der Al­ze­nau­er Thea­ter­ve­r­ein Kult­burg im drit­ten An­lauf nach 2020 ab Christ Him­mel­fahrt auf die Büh­ne des obe­ren Burg­hofs brin­gen möch­te, hat am ver­gan­ge­nen Sams­tag – zur ers­ten wich­ti­gen Open-Air-Pro­be – un­ter ei­nem ganz an­de­ren Ti­tel ge­stan­den. »Vier Hoch­zei­ten und (fast) ein Herz­in­farkt« hät­te die Über­schrift lau­ten kön­nen: Denn als Re­gis­seu­rin An­ni Christ-Dahm mit ih­ren zehn Dar­s­tel­lern und wei­te­ren Kult­BurG­lern mit­tags im Burg­hof er­schi­en, muss­te sie fest­s­tel­len, dass an die­sem Nach­mit­tag vier Hoch­zei­ten in der Burg ge­bucht wa­ren – auf­grund man­geln­der Kom­mu­ni­ka­ti­on mit der Stadt.

Nach dem Schrei und »Fast-Herzinfarkt« von Christ-Dahm ergab sich beim erneuten Anlauf am Montagabend ein friedlicheres Bild am Ort des Geschehens. Alle Akteure waren anwesend, die prächtigen Kostüme von Barbara Vogel-Hohm passten, der Text saß auch im Großen und Ganzen und nun musste man sich nur noch auf der Bühne zurechtfinden.

Die Tür der legendären »Pension Schöller« in der Version 3.0 öffnete sich deshalb nach coronabedingter Pause gaaaanz weit. Der klassische Stoff, der 1889 in Berlin uraufgeführt wurde, reizte Christ-Dahm schon einige Jahre, wie sie erzählt. Die von den Autoren Carl Laufs und Wilhelm Jacobi aufgeworfene Frage »Wer ist denn nun eigentlich verrückt?« ist im Jahr 2022 laut der Regisseurin »zeitlos und aktueller denn je«.

Zum Prusten süß

Im ersten und zweiten Akt, die am Montagabend erstmals am Aufführungsort geprobt wurden, lassen sich wunderbar inszenierte skurrile Charaktere kennenlernen. Da gibt es einen Major a.D. (Jochen Schubert), der den Kellner Hans (Alina Renner) bei der Bestellung salutieren lässt und zum Fackelmännchen mutiert, weil die extrovertierte Schriftstellerin Josephine Zillertal (Paraderolle für Marianne Hofmann) ihn auf seinem Zimmer belagert. Und dann gibt es ja noch den angehenden Schauspieler Eugen (Enrique Martin), der einen Sprachfehler hat und statt »Wallensteins Lager« zum Prusten süß »Wannensteins Nager« sagt.

Der Weltreisende (Matthias Wissel) ist ebenfalls in der Pension von Besitzer Schöller (Andreas Fleckenstein) abgestiegen. Doch als Gutsbesitzer Klapproth (Konrad Frenzel) auf die Idee kommt, seinen Neffen (Thomas Amberg) um einen Besuch in einer Nervenheilanstalt zu bitten, kommt das Geschehen in Gang. Tochter Schöller (Mai-Britt Wombacher), die unter die Haube gebracht werden muss, findet die Situation auf jeden Fall besser als die Schwester von Klapproth (Britta Olbrich) beim Gegenbesuch auf dem Gutshof.

Wer eine Komödie erleben möchte, die nach 130 Jahren nichts von ihrer Schlagkraft verloren hat, sollte sich rasch Tickets sichern. In der Pension Schöller kann endlich eingecheckt werden – und das verspricht eine ganze Menge Spaß!

Autorin: Doris Huhn