»Kasper und das lebendige Märchenbuch« – MainEcho 11. Juli 2006

»Kasper und das Lebendige Märchenbuch«

Moderne Welt: Kasper schickt der Königin eine SMS Premiere des ersten Kinderstücks bei den Alzenauer Burgfestspielen: 150 junge Menschen gestern mittendrin

Alzenau. Erstmals präsentierte der Theaterverein kultBurG bei den Alzenauer Burgfestspielen neben den beiden Inszenierungen für Erwachsene auch ein eigenes Kinderstück. Mit »Kasper und das lebendige Märchenbuch« von Klaus-Dieter Theis gelang ein absoluter Familienspaß, der bei der Premiere am Montagmorgen im oberen Burghof von den 150 kleinen und großen Zuschauern mit viel Beifall bedacht wurde.

 

»Das ist wirklich ein witziges Märchen«, ruft ein Mädchen schon nach wenigen Minuten lachend in die Runde. Kindergartenkinder sowie Erst- und Zweitklässler finden die temporeiche Geschichte toll, die geschickt Märchenwelt und Technologie des 21. Jahrhunderts verbindet. Letztere ist auch das größte Problem der Königin (herrlich genervt: Sabine Reichardt). Ihr Sohn Max sitzt den lieben langen Tag vor dem Fernseher, dem Computer, der X-Box oder der Playstation. Die Kinder kichern – das Problem ist ihnen wohl bekannt. Ein Fax an den Kasper konnte Hoheit nicht losschicken – weil Sohnemann sie nicht an den PC ließ.

Maria Fleschhut gibt den frechen Jungen zeitgemäß lässig in weiten Hosen, Karohemd, umgedrehter Baseballkappe und losem Mundwerk: Wegen dieser Kleinigkeiten »macht die Alte so ein Theater«. Als Kasper auftaucht (Stefka Huelsz-Träger mit mächtiger Nase und rot-gelbem Kostüm, die auch Regie führt) verabschiedet sich die Königin wegen »Staatsgeschäften«. »Die geht jetzt in Urlaub«, prusten die Mädchen und Jungen. »Voll ätzend« findet der Königsspross die Maßnahme, den Kasper als Kindermädchen abzustellen.

Weil das königliche Märchenbuch so langweilig ist und Max es vor Zorn auf den Boden pfeffert, wirft er dabei einige Märchenfiguren aus dem Buch und damit in sein Leben hinein. Den Auftritt der Hexe Abrax (Barbara Vogel-Hohm) findet Max ja noch okay (»geil ey, jetzt kommt endlich Stimmung auf«), wobei er glaubt, dass sie eher aus dem Altersheim kommt als aus dem Buch. Max fährt voll ab auf das fesche Rotkäppchen (Carmen Reichenbach). Doch als der Wolf (Manfred Jung) über die Bühne tobt (oder ist es doch eher Bruno, der Problembär, wie man im Publikum munkelt), da ist Schluss mit lustig. Mit dem Riesen Urgund (Heike Bösebeck) ist schließlich sein Albtraum da. Wie kommt er bloß aus dieser verflixten Situation heraus?

Bei den Versuchen von Kasper, Max zu befreien, helfen die Alzenauer Kinder kräftig mit. Wenn die Stimmung teilweise auch etwas zu laut wird, hilft ein Machtwort des Kaspers: »Warte mal ab, bis ich gebabbelt hab’, sonst haben wir hier ein Problem«, sagt er zu einem besonders eifrigen Dazwischenschwätzer. Die Kinder helfen mit Tipps und raten Kasper beim Erscheinen der Hexe: »Versteck dich!«, was dieser entrüstet von sich weist: »Für was für einen Feigling haltet ihr mich eigentlich?«. Zwei besonders Mutige tragen der Hexe Holzscheite vor den Hauseingang. Doch wofür eigentlich? Kasper leiht sich schließlich bei den Erwachsenen ein Handy aus, um der Königin eine SMS zu schreiben – die Kinder hatten ihre Handys alle zu Hause.

Wie das Märchen ausgeht wird hier natürlich nicht verraten, schließlich gibt es noch eine ganze Reihe weiterer Vorstellungen für kleine und große Theaterfans. Nur so viel: Wer bereits eine Karte hat, kann sich schon in Vorfreude üben, wer noch keine besitzt, sollte sich schnellstens um eine bemühen.

Doris Huhn

Restkarten sind für die Vorstellungen noch vorhanden. Gespielt wird bis einschließlich Mittwoch, 26. Juli, täglich von Montag bis Freitag um 10 Uhr. Karten gibt es im Vorverkauf beim Städtischen Verkehrsamt, 06023/ 502-112.