Acht Frauen- MainEcho vom 20. Juni 2005

»Spannung bei der Mördersuche«

Zweite Premiere der Alzenauer Burgfestspiele: »Acht Frauen« als starkes Psychostück Alzenau. Drei Stunden lang begleiteten am Sonntagabend Hochspannung und Nervenkitzel die zweite Premiere der fünften Alzenauer Burgfestspiele.

Regisseurin Uschi Jebe hatte sich mit Regie-Assistent Klaus Kolb an das bekannte Stück »Acht Frauen« gewagt – allerdings in einer eigenständigen Inszenierung, die im Rittersaal der Burg auf große Begeisterung stieß. Die acht Darstellerinnen des Theatervereins »kultBurG« überzeugten dabei mit einer unter die Haut gehenden und psychologisch fein ausgearbeiteten Darstellung der einzelnen Charaktere.

 

In die 70er Jahre verlegt

Nicht wie der Film in die 50er, sondern in die 70er Jahre entführte die Bearbeitung des Erfolgsromans des Franzosen Robert Thomas. Sowohl die gezeigte Mode als auch die Ausstattung des herrschaftlichen Wohnzimmers zitierte diese Zeit stilgerecht. Besonders gut kamen die zahlreichen Musikeinlagen an, die von den Darstellerinnen mit guten Stimmen und teilweise auch mit Choreographie intoniert wurden. Mit »Wir wollen niemals auseinander gehen«, erklommen die acht Frauen die Treppe zum Saal. Danach erklang unter anderem, immer passend zur Handlung, »Mit 17 hat man noch Träume«, »Money, money, money« oder »Bon soir, Herr Kommissar«. Eine an den Nerven zehrende Situation, die zum Beispiel Agatha Christie in »Zehn kleine Negerlein« zelebrierte, stellt auch hier die Bewohnerinnen auf eine Bewährungsprobe der speziellen Art.

Nachdem der Hausherr mit einem Messer im Rücken blutüberströmt in seinem Bett gefunden wurde, merken die acht Frauen allmählich, dass sie in dem Haus gefangen und vollkommen von der Außenwelt abgeschlossen sind. Telefon und Auto sind manipuliert, das Tor abgeschlossen und draußen wütet ein Gewitter, um die dramatische Lage mit lauten Donnern zu untermalen. Der Täter muss unter den entsetzten Frauen zu finden sein, fast jede hätte ein Motiv, jede lügt, aber aus anderen Gründen als die Mörderin. Man verdächtigt sich, die Stimmen werden immer lauter, eine wird hysterisch, zwei andere gehen sich an die Gurgel, dann sind auch noch der Revolver und die Herztabletten spurlos verschwunden und ein Schuss fällt … Jede hat eine Leiche im Keller

Mit den Temperaturen an diesem hochsommerlich warmen Abend stieg auch die Spannung im Publikum. Glänzend in Szene gesetzt wurden die acht Damen, die jede im übertragenen Sinn eine Leiche im Keller haben, von: Marianne Hofmann, Maria Schiller, Gabi Wittemann, Britta Olbrich, Carmen Reichenbach, Rita Mengele, Katharina Wilz und Inge Mayer. Da wurde gestichelt, gepetzt, intrigiert, geweint und gelacht. Rhetorische Giftpfeile flogen scharenweise durch die Luft, wer vorher schon nicht beliebt war, wurde nun zur Hass-Figur erklärt. Alte Streitigkeiten gruben die Damen mit Genuss aus und rieben sich Bitterkeiten unter die Nase.

Augustine ist das schwarze Schaf in der Familie, sie hat »kleine Manien«, wie es anfangs noch »nett« ausgedrückt wird, Tochter Susanne ist sehr beliebt, verliert aber die Sympathien, als herauskommt, weswegen sie ihren Vater mitten in der Nacht besucht hat. Pierrette und Madame Chanel sind spielsüchtig, die Oma hat Aktien unter dem Kopfkissen, die gestohlen wurden, Gaby betrügt ihren Gatten mit dem Mann, der ihn in den finanziellen Ruin getrieben hat und Zimmermädchen Louise unterhält bereits seit fünf Jahren mit dem Herrn des Hauses ein Verhältnis. Bleibt noch die Jüngste, Catherine, die so unschuldig aussieht in Schlafanzug und rosa Kuschel-Hausschuhen…

Zum Schluss gab es im Rittersaal eine Riesenüberraschung bei der Auflösung des Kriminalfalls. Dass der Mörder nicht der Gärtner ist, kann hier schon einmal verraten werden, ansonsten: viel Spaß beim Mitraten!

Alle weiteren fünf Vorstellungen der »Acht Frauen« sind ausverkauft. Karten gibt es aber noch für die beiden Vorstellungen am 5. und 6. August auf den »Dörsthöfen« in einer Kombination aus Menü und Theaterstück. Außerdem gibt es weitere Wiederholungen des Stückes zwischen den Jahren im Rittersaal der Burg.

Doris Huhn