Sternstunde für vier Stripper – MainEcho vom 21. März 2011

Premiere: Kultburg präsentiert »Ladies Night« und lässt es im alten Kahler Pfarrheim so richtig krachen

Kahl  Als echter Hammer entpuppte sich die jüngste Inszenierung des Alzenauer Theatervereins Kultburg, die am Samstagabend im ausverkauften Saal der Gaststätte »Da Salva« in Kahl (ehemaliges altes Pfarrheim) viel umjubelte Premiere feiern konnte.

Carolin Gündling, die erstmals Regie führte (Regieassistenz: Regina Kranz), bestand ihr Debüt mit Bravour. Die kultige Stripperkomödie »Ladies Night« von Stephen Sinclair und Anthony McCarten eignet sich für einen kleineren Spielort wie das alte Pfarrheim hervorragend und schien den Kultburglern wie auf den mehr oder weniger knackigen Leib geschrieben.

Nach dem krachenden Finale, als die »Golden Boys« mit ihrem Stripper-Auftritt das Publikum nicht nur zum Johlen und Toben gebracht hatten, sondern sogar Slips und BHs auf die Bühne flogen (zugegeben von Damen, die dem Theaterverein sehr nahe stehen), wurde vehement eine Zugabe gefordert. Doch mit dieser Schlussszene ist es wie mit dem berühmten Pilz-Gericht: aufgewärmt wäre es nicht das Gleiche gewesen.

Wie es Carolin Gündling geschafft hat, ihre Truppe mit solcher Spiellust und Energie einzuschwören, bleibt ihr Geheimnis. Tatsache ist, dass die Kultburg mit »Ladies Night« jedes Profiensemble in den Schatten stellen kann. Eine ganz starke schauspielerische Leistung absolvierten die Laiendarsteller auf zwei Spielebenen und das Publikum kam aus dem Lachen und Staunen nicht mehr heraus, setzt doch das Stück voraus, dass vor allem die Stripper keine Hemmungen vor extrovertierten Auftritten haben. Ein weiteres Plus: Für die »Ladies Night«-Inszenierungen wählte die Regisseurin eine andere Musikauswahl als die aus dem Film »Ganz oder gar nicht« bekannten und setzt damit einen weiteren individuellen Farbtupfer.

Die Story ist schnell erzählt: Vier arbeitslose Freunde entschließen sich aus einer Bierlaune heraus eine Stripshow einzustudieren, um ihren Geldsorgen endlich ein Ende zu setzen. Mit einem ebenfalls arbeitslosen Ex-Tänzer finden sie den richtigen Mann für die Einstudierung der Choreographie. Und Nachtclubchefin Gladice gibt den Jungs die Chance ihres Lebens. Doch dann kommen Selbstzweifel und Ängste hoch. Welche Frau will denn schon einen Waschbär- statt einen Waschbrettbauch sehen und was will frau überhaupt sehen? »Frauen wollen keine Schwänze sehen!«, stellt Coach Gerald mit deutlichen Worten klar.

Die erste Trainingseinheit ist mehr als hart und der Coach kritisiert: »Du bewegst dich wie ein Eskimo im Leichenschauhaus!«. Und dann ist da auch noch der ständig stänkernde Gerald, der sich zwar nicht traut, mitzumachen, doch dauernd miese Stimmung verbreitet.

Die vier Stripper in spe werden von Heiko Bozem, Klaus Kolb, Stephan Noll und Stefan Rupprecht optimal und lebensecht in prächtige Szenen gesetzt. Toll, wie das anfänglich quasi nicht vorhandene Körpergefühl beim Schlussauftritt in einen zündenden und choreographisch ausgeklügelten Höhepunkt mündet. Eingeschworen von ihrem Coach (Matthias Wissel), der auch die blöden Sprüche von Graham (Josef Pömmerl) abprallen lässt, gewinnt Barry schließlich sogar seine Frau Denise (Carmen Reichenbach) wieder für sich. Regisseurin Carolin Gündling glänzt als Nachtclubsängerin Glenda, die Nachtclubbesitzerin wird von ihrer Regieassistentin Regina Kranz verkörpert. Die Superfan-Gruppe im Publikum setzen Carmen Reichenbach, Christine Mareck-Brünnler und Sandra Majewski in Szene. Nicht unerwähnt bleiben sollen Manfred Jung und Steffen Edlinger, die beim großen Stripper-Casting dabei sind und für etliche Zusatzlacher sorgen.

Wer sich einen zweistündigen (inklusive 30-minütiger Pause) und lachintensiven Abend gönnen möchte, sollte sich sofort Karten für die restlichen drei Veranstaltungen sichern. Die ganz Mutigen dürfen sich mit Dessous eindecken (unbedingt vorher weite Würfe auf die Bühne üben!). Wetten dass, dieses Stück nach den Aufführungen im April nicht in der Versenkung verschwinden wird, sondern zu einem Kultburg-Dauerbrenner werden? Auf weitere »Ladies Nights« freut sich schon mal im Voraus …

Doris Huhn

Stichwort: Aufführungen
Von »Ladies Night« finden drei weitere Vorstellungen im Saal der Gaststätte »Da Salva« (altes Pfarrheim Kahl) statt und zwar täglich vom 1. bis 3. April, Freitag und Samstag um 20 Uhr, Sonntag um 19 Uhr. Karten im Vorverkauf gibt es bei »Das Buch« und Schreibwaren Goldbach in Alzenau sowie bei der Buchhandlung »Vielseitig« und Schreibwaren Drechsler in Kahl. (dh)