kultBurg im Wettbewerb

kultBurG im Wettbewerb

 

1000 Euro für die Vereinskasse hat der Alzenauer Theaterverein kultBurG jetzt von der ING-DiBa erhalten. Die mit knapp fünf Millionen Kunden führende deutsche Direktbank belohnt mit dem neuen Sponsoring-Programm »FAIRantwortung. Wir helfen helfen!« das soziale Engagement ihrer Mitarbeiter mit jeweils 1000 Euro.

 Die Bank beschäftigt derzeit rund 2100 Mitarbeiter an den Standorten Frankfurt, Hannover und Nürnberg. Roger Kihn, kultBurG-Mitglied und Mitarbeiter der ING-DiBa, hatte den Verein vorgeschlagen. Die 1000 Euro fließen direkt in das Bühnenbild für die neue Theaterproduktion »Wir sind keine Engel«, bei der Roger Kihn mitspielt, und die am Freitag, 2. Dezember, Premiere im Maximilian-Kolbe-Haus hat. Mit dem Programm und als Partner von Unicef Deutschland und Focus Schule möchte die Direktbank ihrer sozialen Verantwortung Rechnung tragen. Insgesamt konnten in diesem Jahr rund 200 Organisationen von dem neuen Programm profitieren. Weitere 1000 Euro hat die ING-DiBa für das schönste Bild von der Spendenübergabe ausgeschrieben. Oben zu sehen: der kultBurG- Beitrag zu diesem Wettbewerb.

Theater im Bayerischen Landtag: kultBurG besichtigt Maximilianeum – MainEcho vom 01. Oktober 2005

Theaterverein kultBurG besichtigt Maximilianeum

 

Alzenau. Politisches Theater gibt es des öfteren im Bayerischen Landtag. Da können auch Schauspieler oft noch was lernen. Der Alzenauer Theaterverein kultBurG nahm also gerne die Einladung des CSU-Landtagsabgeordneten Henning Kaul an, das Maximilianeum in München zu besuchen.

 Verstärkt durch Mitglieder des Kurses Dramatisches Gestalten am Spessart-Gymnasium ließ man sich von Kaul durch das historische Gebäude führen (Foto), und dann auch kurz sein Schauspieltalent am Rednerpult vorführen. Bei einer kurzen Diskussion, die sich vor allem um die Bildungspolitik drehte, stieß auch der zweite CSU-Landtagsabgeordnete aus dem Kreis, der stellvertretende Landrat Peter Winter, hinzu. Der Bayerische Staatsminister für Wissenschaft, Forschung und Kunst, Dr. Thomas Goppel, begrüßte ebenfalls kurz die Gruppe. Mit einem Bummel auf dem Oktoberfest oder alternativ in der Innenstadt endete der Besuch in München.

Die drei Musketiere – MainEcho vom 20. Juni 2005

»Blitzende Degen-Duelle, heiße Liebesszenen«

Alzenau. »Einer für alle, alle für einen«, tönte es am Freitagabend mehrmals vollmundig über den vollbesetzten unteren Burghof. »Die drei Musketiere« eröffneten die fünften Alzenauer Burgfestspiele – sie wurden vom Theaterverein »kultBurG« unter der Regie von Josef Pömmerl herzhaft in Szene gesetzt.

26 Ensemblemitglieder, ein klangvoller 18-köpfiger Chor unter Leitung von Jürgen Wahl sowie acht Musikerinnen und Musiker, angeführt von Martina Bitz, sorgten in einer aufwändigen Kulisse (Bühnenbild: Jakob Flörchinger, Stadtwerke Alzenau) und in traumhaft schönen Kostümen (Barbara Vogel-Hohm) für einen stilgerechten Ausflug nach Frankreich im Jahr 1625.

 

Der bekannte Mantel- und Degen-Roman von Alexandre Dumas wurde in der Bearbeitung von Axel Schneider in einer gut zweieinhalbstündigen Inszenierung auf die Bühne gebracht. Die ständigen Szenenwechsel konnten auf der multifunktionalen Bühne gut pariert werden.

Mal spielte die Handlung auf der Hauptbühne oder mittels Treppe in luftiger Höhe, mal wurden drei kleinere Spielplätze unter den Arkadenbögen per Vorhang geöffnet. Auch ins Alzenauer Publikum wagten sich die Schauspieler, so dass das hohe Tempo der Aufführung, zum Beispiel bei Verfolgungsszenen, hautnah miterlebt werden konnte.

Keine Mühen hatte der Theaterverein »kultBurG« gescheut, um seinem Publikum den Abenteuer-Roman mit großer Wirkung zu präsentieren. Von Beginn an standen Fechtszenen, die in langen Übungsstunden perfektioniert worden waren (Fecht-Choreographie: Emil Hartmann) im Mittelpunkt.

Der junge, unerfahrene und aufbrausende d’Artagnan (Idealbesetzung: Matthias Woltering) schafft es immer wieder, anzuecken und zu provozieren. Ohne Mühe hat er innerhalb von kurzer Zeit drei Duelle mit den »Unzertrennlichen« am Hals. Heiko Bozem, Jens Schneider und Matthias Wissel gaben nicht nur optisch ein tolles Musketier-Trio ab, sondern agierten auch kraftvoll und selbstbewusst.

Die prächtigste Fechtszene bestreiten am Ende des Stücks d’Artagnan und sein Widersacher Rochefort. Christian Pohl kommt in den nächsten Wochen im Zählen seiner blauen Flecken wohl nicht mehr nach, da er ohne Rücksicht auf Verluste bühnenwirksam gegen Wände und auf den Boden knallte. Effektvoll hinterließ bereits zu Beginn ein zu Tode verwundeter Gardist eine lange Blutspur auf einem gerade aufgehängten, blütenweißen Bettlaken …

Neben zahlreichen Kampf- sorgten die Liebesszenen für Furore. Da wurde geküsst, gekost und d?Artagnan kann in die Arme seiner Constance (Anna Iaquinta) sinken. Nach einer Liebesnacht greift er sich herzhaft in den Schritt und fragt cool »Wie war ich?«, und Carolin Gündling darf als Mylady de Winter sogar einen Orgasmus auf der Bühne herbeistöhnen.

Für etliche Lacher war Florian Zimmer in der Rolle des empfindsamen König Ludwig XIII. gut. Er mag nun mal keine Politik und keine Bälle und liegt in seiner Einschätzung der Lage oft ziemlich daneben. »Ist das meine Privatangelegenheit oder hohe Politik?«, fragt er sinnend, als er über die Liaison seiner Frau (Sandra Alig) mit Lord Buckingham (Tillmann Eichfelder) nachdenkt. »Es wird Zeit für einen kleinen Sonnenkönig«, sagt er zum Vergnügen des Publikums zu seiner Königin, als er sich mit ihr zu einem Schäferstündchen zurückzieht.

Ganz bravourös meistert Anni Christ-Dahm ihre Rolle als Richelieu. Mit toller Mimik und Gestik stellt sie den machtvollen Kardinal dar, der auch vor Mord nicht zurückschreckt. Immer wieder beeindrucken Szenen mit viel Personal. Die schönste ist wohl bei fortgeschrittener Dunkelheit der Besuch im Kloster. Im Kerzenschein zelebriert der Chor als Nonnen und Ordensbrüder verkleidet einen Kirchengesang, während ein Messdiener echten Weihrauch beisteuert. Als feierliche Prozession schreitet der fromme Zug schließlich bis in die hinteren Reihen der Zuschauer im Burghof.

Am Ende forderte das Spektakel mehrere Tote, und ein Henker sorgte für Aufsehen (Furcht erregend mit mächtigem Beil: Josef Pömmerl), bevor der tapfere d’Artagnan von seinem Hauptmann Treville (temperamentvoll: Manfred Jung – »Tschang«) zum Musketier geadelt wird. Der Dank von Bürgermeister Walter Scharwies galt neben allen Beteiligten, insbesondere dem Verein »kultBurG«, auch den Sponsoren. Direktor Gerd Büttner vom Hauptsponsor, der Sparkasse Aschaffenburg-Alzenau, überreichte zum Schluss an alle Akteure Sekt – prickelnd wie die Aufführung.

Weitere Vorstellungen von »Die drei Musketiere«: Samstag, 25. Juni, um 20 Uhr, Sonntag, 26. Juni, um 19 Uhr, Freitag, 1. Juli, um 20 Uhr und Sonntag, 3. Juli, um 19 Uhr. Restkarten sind im städtischen Verkehrsamt erhältlich, 06023/ 502-112, verkehrsamt@alzenau.de

Doris Huhn

Acht Frauen- MainEcho vom 20. Juni 2005

»Spannung bei der Mördersuche«

Zweite Premiere der Alzenauer Burgfestspiele: »Acht Frauen« als starkes Psychostück Alzenau. Drei Stunden lang begleiteten am Sonntagabend Hochspannung und Nervenkitzel die zweite Premiere der fünften Alzenauer Burgfestspiele.

Regisseurin Uschi Jebe hatte sich mit Regie-Assistent Klaus Kolb an das bekannte Stück »Acht Frauen« gewagt – allerdings in einer eigenständigen Inszenierung, die im Rittersaal der Burg auf große Begeisterung stieß. Die acht Darstellerinnen des Theatervereins »kultBurG« überzeugten dabei mit einer unter die Haut gehenden und psychologisch fein ausgearbeiteten Darstellung der einzelnen Charaktere.

 

In die 70er Jahre verlegt

Nicht wie der Film in die 50er, sondern in die 70er Jahre entführte die Bearbeitung des Erfolgsromans des Franzosen Robert Thomas. Sowohl die gezeigte Mode als auch die Ausstattung des herrschaftlichen Wohnzimmers zitierte diese Zeit stilgerecht. Besonders gut kamen die zahlreichen Musikeinlagen an, die von den Darstellerinnen mit guten Stimmen und teilweise auch mit Choreographie intoniert wurden. Mit »Wir wollen niemals auseinander gehen«, erklommen die acht Frauen die Treppe zum Saal. Danach erklang unter anderem, immer passend zur Handlung, »Mit 17 hat man noch Träume«, »Money, money, money« oder »Bon soir, Herr Kommissar«. Eine an den Nerven zehrende Situation, die zum Beispiel Agatha Christie in »Zehn kleine Negerlein« zelebrierte, stellt auch hier die Bewohnerinnen auf eine Bewährungsprobe der speziellen Art.

Nachdem der Hausherr mit einem Messer im Rücken blutüberströmt in seinem Bett gefunden wurde, merken die acht Frauen allmählich, dass sie in dem Haus gefangen und vollkommen von der Außenwelt abgeschlossen sind. Telefon und Auto sind manipuliert, das Tor abgeschlossen und draußen wütet ein Gewitter, um die dramatische Lage mit lauten Donnern zu untermalen. Der Täter muss unter den entsetzten Frauen zu finden sein, fast jede hätte ein Motiv, jede lügt, aber aus anderen Gründen als die Mörderin. Man verdächtigt sich, die Stimmen werden immer lauter, eine wird hysterisch, zwei andere gehen sich an die Gurgel, dann sind auch noch der Revolver und die Herztabletten spurlos verschwunden und ein Schuss fällt … Jede hat eine Leiche im Keller

Mit den Temperaturen an diesem hochsommerlich warmen Abend stieg auch die Spannung im Publikum. Glänzend in Szene gesetzt wurden die acht Damen, die jede im übertragenen Sinn eine Leiche im Keller haben, von: Marianne Hofmann, Maria Schiller, Gabi Wittemann, Britta Olbrich, Carmen Reichenbach, Rita Mengele, Katharina Wilz und Inge Mayer. Da wurde gestichelt, gepetzt, intrigiert, geweint und gelacht. Rhetorische Giftpfeile flogen scharenweise durch die Luft, wer vorher schon nicht beliebt war, wurde nun zur Hass-Figur erklärt. Alte Streitigkeiten gruben die Damen mit Genuss aus und rieben sich Bitterkeiten unter die Nase.

Augustine ist das schwarze Schaf in der Familie, sie hat »kleine Manien«, wie es anfangs noch »nett« ausgedrückt wird, Tochter Susanne ist sehr beliebt, verliert aber die Sympathien, als herauskommt, weswegen sie ihren Vater mitten in der Nacht besucht hat. Pierrette und Madame Chanel sind spielsüchtig, die Oma hat Aktien unter dem Kopfkissen, die gestohlen wurden, Gaby betrügt ihren Gatten mit dem Mann, der ihn in den finanziellen Ruin getrieben hat und Zimmermädchen Louise unterhält bereits seit fünf Jahren mit dem Herrn des Hauses ein Verhältnis. Bleibt noch die Jüngste, Catherine, die so unschuldig aussieht in Schlafanzug und rosa Kuschel-Hausschuhen…

Zum Schluss gab es im Rittersaal eine Riesenüberraschung bei der Auflösung des Kriminalfalls. Dass der Mörder nicht der Gärtner ist, kann hier schon einmal verraten werden, ansonsten: viel Spaß beim Mitraten!

Alle weiteren fünf Vorstellungen der »Acht Frauen« sind ausverkauft. Karten gibt es aber noch für die beiden Vorstellungen am 5. und 6. August auf den »Dörsthöfen« in einer Kombination aus Menü und Theaterstück. Außerdem gibt es weitere Wiederholungen des Stückes zwischen den Jahren im Rittersaal der Burg.

Doris Huhn

Theaterverein kultBurG spendet für Flutopfer – MainEcho

Theaterverein kultBurG spendet für Flutopfer

 

Alzenau. Der Alzenauer Theaterverein »kultBurG« hat mit drei Aktionen für Flutopfer in Sri Lanka gesammelt: Ein Konzert der Gruppe »Vogelfrey«, zu dem die thailändischen Frauen aus Großkrotzenburg ein Büfett servierten, Aufführungen der kultBurG-Kids und Schminkaktionen bei Kindermaskenbällen brachten über 2300 Euro ein.

Diese wurden jetzt auf 2500 Euro aufgestockt und »Friedensdorf International« gespendet, das in Mullaitivu auf Sri Lanka eine beim Tsunami zerstörte Schule wieder aufbaut. Von links: »Vogelfrey«-Mitglied Frowin Hafner, Stefka Huels-Träger sowie Pascal und Larissa Träger vom Kindertheater kultBurG-Kids, kultBurG-Organisatorin Claudia Neumann und Dominik Brand, Mitarbeiter der Koordinationsstelle von Friedensdorf International.

amj/ Foto: Anna Milena Jurca

Benefizkonzert mit »Vogelfrey« (weitere Projekte)- MainEcho vom 31. Januar 2005

Bunte Impressionen wie auf einem Basar

»kultBurG« hatte zu Benefizkonzert mit »Vogelfrey und unvuortzaget« eingeladen

Alzenau. Allerlei mittelalterliches Tamtam lockte am Samstagabend zahlreiche Besucher in den Rittersaal der Alzenauer Burg. Dort hatte der Theaterverein kultBurG zu einem Benefizkonzert der Mittelaltergruppe »Vogelfrey und unvuortzaget« zu Gunsten der Flutopfer in Südasien eingeladen.

Die für heutige Ohren fremdartigen Klänge sowie die mitreißenden Rhythmen der mittelalterlichen Chansons und Tänze, mit der die Gruppe ihr Publikum in einen einzigartigen Klangrausch versetzte, erinnerten entfernt an einen Gang über einen orientalischen Basar, der durch seine Vielzahl bunter Impressionen bleibende Eindrücke bei dessen Besucher hinterläßt.

 

In eine vergangene Welt entrückt

Ein durchdringender meditativer Orgelpunkt des Monochords, dazu der helle gläserne Klang des Hackbretts und schließlich Gittarrenklänge eröffneten den »Hoboeckentanz« des deutschen Renaissance-Troubadours Tilman Susato und entrückten die Zuhörer in eine andere längst vergangene Welt.

Vom ersten Ton an zogen die sieben Musiker das Publikum in den Bann ihrer Musik. Ferner boten sie »Drei Ronden« sowie einen »Schäfertanz: Dont vient cela« des bekannten Renaissance-Sängers dar. Letzterer war besonders wirkungsvoll, da Hackbrett und Geigenpizzicato einen klar akzentuierten Kontrast zum melodiösen und sanften Spiel der Cornamusen bildeten.

Mit bestechend klaren Timbre und sonorigem Bariton sangen Heike Däsch und Frowin Hafner »Eiris sazun idisi« aus den »Merseburger Zaubersprüchen«, eine hochmittelalterliche Beschwörungsformel, mit der durch die Kraft der Idisen (Walküren) das feindliche Heer behindert und gefangene Krieger befreit werden sollten. Dabei beeindruckte auch die kunstvolle perkussionistische Ausgestaltung des Versmaßes durch Walter Schmuck, das einen fortwährenden Daktylus beschrieb.

Kompotition von Richard Löwenerz

Um Gefangenschaft ging es auch im Lied »Ja nuis homs pris«, die einzige überlieferte Komposition von Richard Löwenherz, die dieser während seiner einjährigen Gefangenschaft verfasst haben soll. Der getragene sehr melodiöse Ductus der Streicher, der schnarrende Ton der Krummhörner sowie der langsame Tempus inperfectus zeugten von der Melancholie des gefangenen Königs. Den zweiten Teil schließlich dominierte Flötenspiel, und ein flottes Dreier-Metrum lässt die Hoffnung auf baldige Befreiung und Rückkehr in die Heimat erahnen. Aus der Zeit des Frühbarock stammte das Leipziger Studentenlied »Alle meine Lebetag«, das wohl eine Huldigung an die weltlichen Freuden darstellt. Laute Trommelschläge und muntere Fidelei, dazu der kastagniettenartige Klang der Holzlöffel und frischer kräftiger Gesang brachten den lebensbejahenden Charakter des Stückes gut zum Ausdruck. Ebenfalls aus dem 17. Jahrhundert stammte der »Reigen« von Henry Purcell, dessen frühe Kontrapunktik die Streicher gut zum Ausdruck brachten.

Ganz im historischen Stil kamen auch die Eigenkompositionen der Gruppe daher, so etwa die »Pfeifferey« von Walter Ottenbreit-Stoß, bei welcher der spitze Klang der Garklein-Flöte für den fröhlichen Klangcharakter sorgte. Eine Drehleier kam bei »Mier son widder doh« von Norbert Erben zum Einsatz. Verstärkt wurde die stetig mitschwingende Bordungquinte der Drehleier durch langanhaltende Orgelpunkte im Cello. Über dem schnarrenden Bordun baute sich eine verspielter Flöten-Cantus auf. Ebenso verspielt und nicht minder virtuos brachte Vogelfrey »Den buckligen Pfeifer«, eine traditionelle Legende über einen Frankfurter Stadtpfeifer zu Gehör. Die Begeisterung der sieben Musiker schwappte dabei auf die Zuhörer über.

Voll Schwere erklang dagegen »Ouwe« von Walther von der Vogelweide, in welchem der in die Tage gekommene Sänger die Sinnfrage für sein vergangenes Leben stellt. Frowin Hafner brachte die bedrückende schwermütige Atmosphäre durch seinen Gesang gut zum Ausdruck. Nach dieser bunten Fahrt durch die Klangwelt des Mittelalters und der Renaissance entließ »Vogelfrey und unvuortzaget« sein Publikum schließlich mit dem festlichen »Bagatelli« von Frowin Hafner aus dem Konzert. Als Zugabe improvisierte die Gruppe moderne Stücke von den »Rolling Stones« , die sie im alten Stil arrangiert und vertont hatte.

Thailändisches Essen in der Pause

In der Pause versorgten Vally Bauer und Sudjai Tschirschnitz die Konzertbesucher mit thailändischen Köstlichkeiten. Der starke Andrang am selbst bereiteten All-you-can-eat-Buffet bezeugte die Kochkunst der beiden Köchinnen. Die Einnahmen aus dem Buffet kamen – wie die Spenden der Konzertbesucher – der Flutopferhilfe zugute.

Jürgen Wahl

Gurselkrimi (KT)- MainEcho vom 31. Januar 2005

Mix aus Gänsehaut und Humor erlebt

kultBurG«-Nachwuchs präsentierte am Wochenende Gruselkrimi im Rittersaal

Alzenau. Gleich dreimal präsentierte am Wochenende der Nachwuchs des Alzenauer Theatervereins »kultBurG« den Kinder-Gruselkrimi »…da waren’s nur noch neun!« im Rittersaal der Burg. Fünfzehn Darsteller im Alter von sieben bis vierzehn Jahren und eine Geisterhand unterhielten dabei unter der Regie von Stefka Huelsz-Träger und Gertrud Englert-Schauer so prächtig, dass sie am Ende kräftiger Applaus belohnte. Zudem waren die Aufführungen für einen guten Zweck: Der Reinerlös der Benefizveranstaltung von »kultBurG« und Stadt Alzenau kommt den Opfern der Flutkatastrophe in Asien zugute.

 

Stilgerecht von einem Skelett und einem Burgfräulein empfangen wurden die Besucher im unteren Saal – und ein Griff in die angebotene Naschschüssel ließ den kleinen Schreck vor allem bei den kleineren Besuchern schnell vergessen. Das Stück von Erwin Walter hatten die Kinder und Jugendlichen selbst ausgesucht. Besonders gut gefiel ihnen daran, dass alle Rollen ungefähr gleich groß waren und das Stück spannend und witzig zugleich ist. Außerdem passte es hervorragend in den Rittersaal, der neben der Hauptbühne auch Nebenschauplätze wie die Küche und das Versteck der Geisterhand (Urs Bösebeck) bot.

Haarsträubende Dinge spielen sich im »Hotel Schrecklich« ab: Nette Kinder, die sich dort laut Prospekt für eine Woche zu einem »gruseligen Ferienspektakel« angemeldet haben, sind nach wenigen Minuten tot, umgebracht, ermordet! Die Leichen sind kein »Gag«, wie eines der Kinder vermutet, sondern grausame Realität und die Entsetzensschreie hallen Schlag auf Schlag durch den Saal. Die Todesarten folgen dabei den einzelnen Strophen des zwischendurch vom Band erklingenden und leicht umgetexteten Kinderliedes mit dem neuen Titel »Zehn kleine Kinderlein«.

»Mordet einer nur aus Lust oder schiebt er einfach Frust?«, fragt die Erzählerin (Alisa Bieber). Eventuell steckt sogar die Mafia dahinter? Und warum können zwar weitere Kinder in das Hotel hineinkommen, aber keines mehr hinaus? Fragen über Fragen, die am Ende mit viel Scharfsinn und Courage gelöst wurden. Die bereits als Geister in der Burg umherschwebenden toten Kinder waren dann zum Glück wieder lebendig und dank der Dietrich-Sammlung von Sabrina öffnete sich auch die schwere Tür.

Zwischendurch gab es natürlich auch etwas zu lachen, zum Beispiel als ein Kind nach dem vierten Mord trocken bemerkte: »Für die Sammlung von Leichen ist der Keller nicht geeignet!« Sehr gut verstand es der »kultBurG«-Nachwuchs, die verschiedenen Charaktere darzustellen, wie zum Beispiel die eingebildete Jasmin, die sich mit Handy, Trendklamotten und Nagelfeile nicht gerade beliebt macht.

In Szene gesetzt wurde der Gruselkrimi zum Mitraten neben den bereits Erwähnten von: Julia Schauer, Sandra Englert, Katharina Muhm, Isabella Reichenbach, Jennica, Larissa und Pascal Träger, Franziska und Niklas Bister-Reichardt, Simon und Stella Cramer, Lisa-Leigh und Christopher Traber, Katharina Fleschhut sowie Jana Wonschik.

Da sich die Teengruppe von den Kids der »kultBurG« trennt, um im Herbst ihre erste Produktion mit den Erwachsenen («Baden gehen«) auf die Bühne zu bringen, suchen die Jüngsten Verstärkung. Wer also Lust am Theaterspielen hat und schon lesen kann, sollte sich mit Stefka Huelsz-Träger, 06023/970324, in Verbindung setzen.

Doris Huhn

Klezmer-Konzert mit »Oyftref« (weitere Projekte)- MainEcho vom 9. November 2004

Die jüdische Kultur lebt auch in Deutschland weiter

DAGA, evangelische Kirchengemeinde und Theaterverein kultBurG luden zu Klezmer-Konzert mit »Oyftref« ein

»Wir haben allzu früh der Vergangenheit den Rücken zugekehrt, begierig, uns der Zukunft zuzuwenden. Die Zukunft wird aber abhängen von der Erledigung der Vergangenheit.« (Bertolt Brecht)

Alzenau. »Der Untergang« im Kino, die Ausrufung der »nationalen Wende« beim NPD-Parteitag in Thüringen, eine nur hierzulande nachvollziehbare Diskussion um die »Flexibilisierung« des Tags der Deutschen Einheit – die Vergangenheit, auf die Brecht sich beziehen mag, ist in Deutschland beileibe nicht »erledigt«.

 

Dass der Vergangenheit »nicht allzu früh der Rücken zugekehrt« wird, dafür sorgen in Alzenau jedes Jahr Menschen, die der Reichspogromnacht des 9. November 1938 gedenken. Heuer luden die Deutsch-Ausländische Gesellschaft Alzenau (DAGA), die evangelische Kirchengemeinde und der Theaterverein kultBurG aus diesem Anlass am vergangenen Sonntag zum Konzert mit dem Trio »Oyftref« ein – bekannte Gäste aus Hannover, die sich schon durch mehrere Auftritte hier Freunde gemacht haben.

Annette Siebert, Thomas Siebert und Stefan Goreiski begeisterten ihr Publikum in der evangelischen Kirche mit zwei Stunden jiddischer Musik, die aber nicht nur an den äußeren Beginn der systematischen Vernichtung der Juden in Deutschland erinnern sollte. »Wir dürfen damit auch teilhaben an der schönen Geschichte, dass jiddische Kultur nicht untergegangen ist, sondern weiter lebt«, sagte die Violinistin des Trios am Ende des Abends.

Fröhlicher Ursprung des Klezmer

In vielen Ohren klingt manches Klezmer-Lied, intoniert mit seufzender Oboe und klagender Geige, leicht melancholisch – vielleicht deshalb werden die Stücke so oft im Umfeld von Gedenktagen wie dem 9. November gespielt. Ihr Ursprung aber ist ein fröhlicher: Die »Klezmorim« genannten Musiker spielten bei Hochzeiten der aschkenasischen, das heißt mittel- und osteuropäischen Juden auf. Am Sonntag gehörten daher etliche Tänze zum Programm der virtuosen Künstler, die gerade von einem Klezmer-Kurs aus Israel zurückgekehrt waren. Auch Lieder wie »Der Traum der Braut« deuteten auf die Herkunft der Lieder.

Im Repertoire hatte »Oyftref« aber auch Liedgut deutscher Juden: Viele Melodien waren dem Gesangbuch »Hawa naschira« entnommen, das die jüdische Gemeinde Hamburg im Jahr 1935 zusammengestellt hatte. Der hebräische Titel bedeutet »Auf, lasst uns singen« und ist ein Aufruf zum gemeinsamen, freudigen Tun – man beachte: immerhin zwei Jahre nach Hitlers Machtergreifung und bei stärker werdenden Repressalien. Ein solch harmonisches Miteinander war dem Trio jedenfalls anzumerken. Engagiert und perfekt aufeinander abgestimmt musizierten sie im Altarraum der Kirche und verwunderten die Zuhörer mit ihren Variationskünsten. Geige, Altklarinette, Oboe, Akkordeon und Percussions kamen zum Einsatz, und Stefan Goreiski lieh den jiddischen Texten seine Stimme. Faszinierende Klangbilder entstanden: Mit Geige und Oboe simulierten die Musiker etwa einen Wind im Garten Eden, aus dem sich sanft ein Lied entwickelte und in dem es ebenso sanft wieder verschwand.

Lyrik zum Anlass zitiert

Zwischen den Stücken zitierten Schauspieler der kultBurG Lyrik, die dem Anlass des Konzerts entsprachen. Dietrich Bonhoeffer, Ingeborg Bachmann, Hilde Domin oder Erich Fried kamen so zu Wort; ihre Texte boten Gelegenheit, »über die Vergangenheit nachzudenken« – wie kultBurG-Leiter Josef Pömmerl es in seiner Begrüßung angeregt hatte. Vor ihm hatte Christian Schauer, Vorsitzender der DAGA, an die Vorgeschichte und Geschehnisse der so genannten »Reichskristallnacht« erinnert. Auch in Alzenau seien Sakralgegenstände aus der Synagoge zerstört worden, und in Hörstein seien Juden heftig attackiert und verletzt worden.

Angesichts der jüngsten Erfolge rechtsradikaler und -extremer Parteien und bei zunehmender sozialer Spaltung sehe er die Gefahr, dass »diese Strömung noch stärker werden kann«, warnte Schauer. »Meine Bitte daher: Aufklärung leisten und sich sozial engagieren!«

Wie es in diesem Sinne gehen kann, zeigt die evangelische Kirche Bayern: Die hatte am Sonntag zu einer Sonderkollekte »zur Förderung des jüdischen Lebens in Bayern« aufgerufen, wie Hausherr Pfarrer Jörg Schemann in seiner Begrüßung erwähnte.

Michael Hofmann

Norway today – MainEcho vom 10./11. Juli 2004

Auf der Suche nach dem echten Leben

Dritte Premiere im Rahmen der Alzenauer Burgfestspiele: Beifall für »norway.today«

Alzenau. Eine beeindruckende schauspielerische Leistung zeigten die beiden Hauptdarsteller Katharina Wilz und Tobias Graupner bei der dritten Premiere der Alzenauer Burgfestspiele: Igor Bauersimas mehrfach ausgezeichnetes Stück »norway.today« stand Donnerstagabend auf dem Programm. Bürgermeister Walter Scharwies erinnerte eingangs daran, dass das Stück bereits im Oktober im Rahmen der unterfränkischen Kulturtage Premiere feiern konnte.

 

Die Wiederaufnahme für ein größeres Publikum wollte bewusst auf »die Erfahrung durch Räumlichkeiten« eingehen, wie Regisseurin Ursula Jebe bemerkte. So änderten in der zweistündigen Inszenierung nicht nur Julie und August ihren Standort auch das Publikum begab sich von der »sicheren« Burg ins Freie, in eine norwegische Landschaft im »fränkischen Urgestein«, wie es der Rathauschef formulierte. Doch zurück zum Beginn: Zwei junge Menschen treffen sich in einem der unzähligen Chat-Räume der Welt im Internet und finden ein Thema, das sie fesselt: Sie wollen gemeinsam Selbstmord begehen, nicht nur, weil es cool ist, das zu denken und in die Tastatur zu tippen, sondern in echt, in der Realität, nicht als »Fake«, etwas, was unwirklich ist. Die beiden Hauptfiguren saßen in dieser Szene in zwei nebeneinander liegenden Fensternischen, halb verdeckt von Stoffbahnen und sprachen ihre Botschaften laut vor sich hin. Die Kernaussagen erschienen außerdem auf einem blauen »Bildschirm«, der zwischen ihnen auf die Wand projiziert wurde. »Meine Nachricht ist nur für Leute bestimmt, die sich umbringen wollen«, sagt Julie mit spröder, aber bestimmter Stimme und fragt: »Möchte jemand mit mir gehen?« Die Gründe für ihren festen Entschluss nennt sie erst später, im Chat gibt sie nur so viel preis: »Froh kann ich nur in meiner eigenen Gesellschaft sein, weil ich da wahr sein darf.« Diese Gedanken sind dem 19-jährigen August nicht fremd. Sein Ziel ist, »fast nicht da zu sein. Meistens steht alles still. Und ich stehe still«. Seiner Meinung nach geschieht im Leben nichts Echtes, doch mit Julie Selbstmord zu begehen »das wäre vielleicht was Echtes«. »Aus so ‘nem Fake wie hier tret’ ich doch easy ab«, schreibt August locker im Chat und erschrickt dann über das Tempo, mit dem Julie ihren todernsten Plan verfolgt. Doch am norwegischen Lysefjord, über einem 600 Meter hohen Abgrund angekommen, fällt auch Julie aus ihrer Rolle spätestens in jenem Moment, als sie nach einer Rangelei halb über der Klippe hängt und um Hilfe schreit. Das Wetter im oberen Burghof unterstützte die dramatische Situation optimal: Während es immer dunkler wurde, kündigten aufkommender Wind und Donnergrollen das nächste Gewitter an, während Julie und August den Zwiespalt ihrer Gefühle durchlebten. Das Paar mit der außergewöhnlichen Verabredung geht sich zunächst enorm auf die Nerven. Großartig, wie Katharina Wilz und Tobias Graupner nicht nur ohne Texthänger auskamen, sondern auch schreiend und weinend, aber auch bittend und zärtlich flüsternd Einblicke in das Seelenleben von Julie und August gaben. Trotz des ernsten Themas gibt es auch Situationskomik, zum Beispiel als August Julie fragt, warum sie nicht alleine Selbstmord begeht und sie das mit dem nicht lohnenden »Aufwand-Nutzen-Vergleich« beantwortet. Nach einer Nacht, in der sie sich, im Konjunktiv versteht sich, ausmalen, wie sie mit dem anderen eine letzte Liebesnacht verbringen, sollen Videobotschaften an die Familie aufgenommen werden. Doch alles klingt nicht gut genug für Julie, die angeblich »schon alles gehabt und gelebt« hat. »Ich will, dass das gut kommt hier, ich bring’ mich doch nicht jeden Tag um«, teilt sie August beim 15. Versuch mit, bei dem das Stück durchaus auch Längen offenbarte. Am Ende erkennen die beiden anders als in der Zeitungsnotiz über den im Internet verabredeten Selbstmord zweier junger Menschen, die der Autor zur Anregung für sein Stück nahm dass das Leben eine echte Alternative sein kann und die Suche danach eine Herausforderung. Die starke Leistung des kompletten Teams in »norway.today« wurde nicht nur vom begeisterten Publikum mit verdientem Beifall honoriert, sondern auch von Direktor Gerd Büttner von der Sparkasse Aschaffenburg-Alzenau, dem Sponsor der Burgfestspiele, mit Rosen und Sekt bedacht. Doris Huhn

Burgführungen – MainEcho vom 6. Juli 2004

Kurzweilige Nachhilfestunden in Geschichte

Am Sonntag gelungener Auftakt der »Historischen Burgführungen« in Alzenau –Eine Zeitreise durch 600 Jahre

Alzenau. Auf eine kurzweilige Zeitreise durch 600 Jahre Geschichte wurden die Teilnehmer der »Historischen Burgführung« in 100 Minuten mitgenommen. Am Sonntagnachmittag fand die erste von 15 Führungen im Rahmen der Alzenauer Burgfestspiele statt. Die Theaterszenen, die teils lustig, teils schaurig-realistisch Nachhilfestunden in Sachen Geschichte gaben, wurden von einem vielköpfigen Ensemble des Theatervereins »kultBurG« unter der Regie von Uschi Jebe – die auch den Text schrieb – präsentiert. Aufgegriffen wurde dabei eine Idee des Spessart-Gymnasiums Alzenau, das vor drei Jahren unter dem Titel »Burg-Skandale« mit einem ähnlichen Konzept gut ankam.

 

Bürgermeister Walter Scharwies kündigte nach der Premiere an, dass die Burgführungen als festes Angebot der Stadt für Gruppen eingerichtet werden. Dabei können auch einzelne Szenen herausgegriffen werden. Der Rathauschef bedankte sich bei den Mitgliedern des Theatervereins – wie schon bei der umjubelten Premiere des Theaterstücks »Eins, zwei, drei«, denn beide Male agieren zum großen Teil die selben Darsteller – für das bürgerliche Engagement.Insgesamt acht Szenen Durch die auf 30 beschränkte Teilnehmerzahl konnten alle Beteiligten die acht Szenen noch intensiver erleben. Für die verbindenden Worte sorgten jeweils die Führerinnen Barbara Vogel-Hohm, Anni Christ-Dahm und Uschi Jebe. Start der Zeitreise war das Jahr 1898, als die Kahlgrundbahn – auch liebevoll »Bembel« genannt – »mit Volldampf in die neue Zeit« schnaufte. Akustisch und durch viel »Lokomotivenqualm« unterstützt, gelang das Zurückversetzen in eine längst vergangene Zeit. Das Gespräch der beiden Dörflerinnen Gret und Lisbeth (Marianne Hofmann und Evi Dusch) beim Weißwäschezusammenlegen legte den damaligen Zwiespalt der Gefühle dar: Gret ist gegen den Fortschritt und wehrt sich heftig gegen die vermeintliche »Höllenmaschine«.In der nächsten Szene konnte das Publikum auf der großen Bühne vor dem ehemaligen Königlich Bayerischen Amtsgericht zu Walzerklängen eine tänzerische Umsetzung der Übergabe von Alzenau an den bayerischen König Max verfolgen. Viel zum lachen gab es beim herrlich gespielten Akt »Eine gute Zeit«, in dem die Kerbers Anna (Maria Schiller) dem kleinen Kerbers Mariechen (ebenso Klasse: Jana Wonschik) beibringt, wie man einen Korb auf dem Kopf balanciert und dabei noch etwas für seine Bandscheibe tut. Dem Phänomen Kindsmord auf der Spur war die Szene »Mädchenschicksale«, in der gleich drei Gretchen (ausdrucksstark: Regina Kilchenstein, Emilia Neumann und Fredericke Thomalla) ihr Schicksal beklagten. Von »Meine Ruh ist hin, mein Herz ist schwer« bis zu dem ebenso berühmten Faust-Zitat »Heinrich, mir graut’s vor dir« verfolgten die Zuschauer das gar nicht so seltene Los der Mädchen, denen Goethe ein literarisches Denkmal gesetzt hat.In den 30-jährigen Krieg entführte das fünfköpfige Ensemble, das im oberen Burghof eine Szene aus der Silvesternacht 1634 lebendig werden ließ. Das Leid und Elend, das der jahrzehntelange Krieg vor allem der Bevölkerung brachte, wurde klar dargestellt – ein kleiner Trost war zumindest für diese Runde da: Neben dem freudigen Wiedersehen mit Heiner sorgte auch ein »Schöppchen Herschter Woi« für glückliche Momente.Schaurig realistisch und keineswegs für kleine Kinder geeignet ist der Hexenprozess, der im Keller der Burg bei Kerzenschein unter die Haut gehend dargestellt wurde. Mit donnernder Stimme verlas der Richter (angemessen autoritär: Roland Kilchenstein) die Anklage gegen die Schmittin (Tanja Huber), die das Dach ihrer Nachbarin derart verhext haben soll, so dass es bereits sieben undichte Stellen aufweist. Die nur akustisch vernehmbaren Folterszenen, zu denen der Richter ungerührt seine Mahlzeit einnimmt, sind nichts für zarte Gemüter: Zum Schreien und Weinen der Schmittin erklingt das Brechen ihrer Knochen.Der anschließende, sehr stimmig inszenierte Totentanz zu mittelalterlicher Musik stellte dar, dass die sieben Todsünden Habgier, Hochmut, Neid, Völlerei, Wollust, Zorn und Trägheit allesamt mit dem Tod bestraft werden. Am Ende der Burgführung erwartete die Gäste, die am Eingang zum Rittersaal einen edlen Becher mit Wein erhielten, die Feier zur Verleihung der Stadtrechte im Jahr 1401. Amtmann Ulrich von Bergheim (Stefan Olbrich) empfing seine Gäste an einer festlich gedeckten Tafel, die sich unter Fasanen, Hühnchen, Brot, Obst und Kerzenleuchtern bog und konnte dabei auch den Kurfürsten Johannes II. (Josef Pömmerl) begrüßen. Die längst nicht so glänzende Stimmung der hohen Herren wurde vollends zunichte gemacht, als eine Delegation von Dörflern erschien und im Hinblick auf drohende Abgaben und hartes Steineschleppen wetterte: »Wilmundsheim will zu keiner Stadt werden!«Gerd Büttner, Direktor der Sparkasse Aschaffenburg-Alzenau, die einmal mehr als Sponsor der Alzenauer Burgfestspiele fungiert, bedankte sich – wie schon bei der Premiere der Burgfestspiele von »Eins, zwei, drei« am Freitagabend im Burghof – mit prickelndem Sekt bei allen Mitwirkenden. Doris HuhnWeitere »Historische Burgführungen« sind am Freitag, 9. Juli, um 23, 23.30 und 24 Uhr bei Fackelschein und Kerzenlicht sowie am Sonntag, 11. Juli, um 15, 15.30 und 16 Uhr. Karten: städtisches Verkehrsamt, 06023/502-112.