Die drei Musketiere – MainEcho vom 20. Juni 2005

»Blitzende Degen-Duelle, heiße Liebesszenen«

Alzenau. »Einer für alle, alle für einen«, tönte es am Freitagabend mehrmals vollmundig über den vollbesetzten unteren Burghof. »Die drei Musketiere« eröffneten die fünften Alzenauer Burgfestspiele – sie wurden vom Theaterverein »kultBurG« unter der Regie von Josef Pömmerl herzhaft in Szene gesetzt.

26 Ensemblemitglieder, ein klangvoller 18-köpfiger Chor unter Leitung von Jürgen Wahl sowie acht Musikerinnen und Musiker, angeführt von Martina Bitz, sorgten in einer aufwändigen Kulisse (Bühnenbild: Jakob Flörchinger, Stadtwerke Alzenau) und in traumhaft schönen Kostümen (Barbara Vogel-Hohm) für einen stilgerechten Ausflug nach Frankreich im Jahr 1625.

 

Der bekannte Mantel- und Degen-Roman von Alexandre Dumas wurde in der Bearbeitung von Axel Schneider in einer gut zweieinhalbstündigen Inszenierung auf die Bühne gebracht. Die ständigen Szenenwechsel konnten auf der multifunktionalen Bühne gut pariert werden.

Mal spielte die Handlung auf der Hauptbühne oder mittels Treppe in luftiger Höhe, mal wurden drei kleinere Spielplätze unter den Arkadenbögen per Vorhang geöffnet. Auch ins Alzenauer Publikum wagten sich die Schauspieler, so dass das hohe Tempo der Aufführung, zum Beispiel bei Verfolgungsszenen, hautnah miterlebt werden konnte.

Keine Mühen hatte der Theaterverein »kultBurG« gescheut, um seinem Publikum den Abenteuer-Roman mit großer Wirkung zu präsentieren. Von Beginn an standen Fechtszenen, die in langen Übungsstunden perfektioniert worden waren (Fecht-Choreographie: Emil Hartmann) im Mittelpunkt.

Der junge, unerfahrene und aufbrausende d’Artagnan (Idealbesetzung: Matthias Woltering) schafft es immer wieder, anzuecken und zu provozieren. Ohne Mühe hat er innerhalb von kurzer Zeit drei Duelle mit den »Unzertrennlichen« am Hals. Heiko Bozem, Jens Schneider und Matthias Wissel gaben nicht nur optisch ein tolles Musketier-Trio ab, sondern agierten auch kraftvoll und selbstbewusst.

Die prächtigste Fechtszene bestreiten am Ende des Stücks d’Artagnan und sein Widersacher Rochefort. Christian Pohl kommt in den nächsten Wochen im Zählen seiner blauen Flecken wohl nicht mehr nach, da er ohne Rücksicht auf Verluste bühnenwirksam gegen Wände und auf den Boden knallte. Effektvoll hinterließ bereits zu Beginn ein zu Tode verwundeter Gardist eine lange Blutspur auf einem gerade aufgehängten, blütenweißen Bettlaken …

Neben zahlreichen Kampf- sorgten die Liebesszenen für Furore. Da wurde geküsst, gekost und d?Artagnan kann in die Arme seiner Constance (Anna Iaquinta) sinken. Nach einer Liebesnacht greift er sich herzhaft in den Schritt und fragt cool »Wie war ich?«, und Carolin Gündling darf als Mylady de Winter sogar einen Orgasmus auf der Bühne herbeistöhnen.

Für etliche Lacher war Florian Zimmer in der Rolle des empfindsamen König Ludwig XIII. gut. Er mag nun mal keine Politik und keine Bälle und liegt in seiner Einschätzung der Lage oft ziemlich daneben. »Ist das meine Privatangelegenheit oder hohe Politik?«, fragt er sinnend, als er über die Liaison seiner Frau (Sandra Alig) mit Lord Buckingham (Tillmann Eichfelder) nachdenkt. »Es wird Zeit für einen kleinen Sonnenkönig«, sagt er zum Vergnügen des Publikums zu seiner Königin, als er sich mit ihr zu einem Schäferstündchen zurückzieht.

Ganz bravourös meistert Anni Christ-Dahm ihre Rolle als Richelieu. Mit toller Mimik und Gestik stellt sie den machtvollen Kardinal dar, der auch vor Mord nicht zurückschreckt. Immer wieder beeindrucken Szenen mit viel Personal. Die schönste ist wohl bei fortgeschrittener Dunkelheit der Besuch im Kloster. Im Kerzenschein zelebriert der Chor als Nonnen und Ordensbrüder verkleidet einen Kirchengesang, während ein Messdiener echten Weihrauch beisteuert. Als feierliche Prozession schreitet der fromme Zug schließlich bis in die hinteren Reihen der Zuschauer im Burghof.

Am Ende forderte das Spektakel mehrere Tote, und ein Henker sorgte für Aufsehen (Furcht erregend mit mächtigem Beil: Josef Pömmerl), bevor der tapfere d’Artagnan von seinem Hauptmann Treville (temperamentvoll: Manfred Jung – »Tschang«) zum Musketier geadelt wird. Der Dank von Bürgermeister Walter Scharwies galt neben allen Beteiligten, insbesondere dem Verein »kultBurG«, auch den Sponsoren. Direktor Gerd Büttner vom Hauptsponsor, der Sparkasse Aschaffenburg-Alzenau, überreichte zum Schluss an alle Akteure Sekt – prickelnd wie die Aufführung.

Weitere Vorstellungen von »Die drei Musketiere«: Samstag, 25. Juni, um 20 Uhr, Sonntag, 26. Juni, um 19 Uhr, Freitag, 1. Juli, um 20 Uhr und Sonntag, 3. Juli, um 19 Uhr. Restkarten sind im städtischen Verkehrsamt erhältlich, 06023/ 502-112, verkehrsamt@alzenau.de

Doris Huhn